Echt wahr
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Wahrheit. Das ist ein großes Wort. Und ein anspruchsvolles dazu. Benutzt wird es immer wieder. Genutzt auch. In der Politik, in der Wirtschaft, in der Liebe – und in den Medien. Journalisten sind ihr verpflichtet. Aber nicht nur sie. Bloß: Was ist Wahrheit?

Was ist Wirklichkeit? Auch diese so wichtige Frage ist heute beileibe nicht einfach zu beantworten. Warum? Weil die Medien sind, wie sie sind. Und weil sie eine Aufgabe haben, die sie in besonderer Weise mit dem konfrontieren, was Wirklichkeit ist – oder als solche ausgegeben wird. Eigentlich sind sie dazu da, die reale Wirklichkeit, also die wirkliche Realität schlichtweg abzubilden, also das, was ist, als Medium zu transportieren, zu jenen zu bringen, die nicht unmittelbar dort sind, wo die Wirklichkeit gerade ist, die abgebildet werden soll. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn es geht letztlich "nur" darum, die Wirklichkeit gleichsam medial zu kopieren. Das, was Medien dann zeigen, ist eine Sekundärwirklichkeit der primären Wirklichkeit für jene, die sich ein Bild von der Primärwirklichkeit machen wollen. Und genau das ist das Problem. Längst ist diese Sekundärwirklichkeit so sehr zum Ersatz der Primärwirklichkeit geworden, dass man im Wissen um die Wirklichkeit kaum mehr zu unterscheiden weiß, was echt und was kopiert ist. Medien scheinen in dieser medial bestimmten Welt die Kraft zu haben, fast schon die Wirklichkeit prägen zu können. Absurd? Mag sein. Denn was in Medien nicht vorkommt, scheint es für viele nicht zu geben. Umgekehrt ist all das, was dort vorkommt, für viele einfach nur wahr. Und wenn es gar an mehreren Stellen vorkommt, wenn eine Nachricht etwa allein wegen ihres ach so interessanten Nachrichtenwertes wie automatisch von anderen Medien übernommen wird, hat sie die Fähigkeit, das Bewusstsein vieler Menschen zu bestimmen – eben als Wirklichkeit, von der man erfahren hat.