Revolution In Progress
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Ein Jahr nach Beginn der Aufstände in der MENA-Region lässt sich eine dreifache Bilanz ziehen. Die Proteste sind nachhaltig, die westliche Reaktion unergiebig und Europa verliert an Macht.

Ein Jahr nach Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings lässt sich dreierlei als Zwischenbilanz festhalten: Erstens sind die Veränderungen, die sich aus den in "Tunesien(Link)":http://theeuropean.de/thomas-schiller/9432-jahr-des-umbruchs-in-der-arabischen-welt und "Ägypten(Link)":http://theeuropean.de/ramiro-villapadierna/9932-ein-jahr-nach-mubarak-ruecktritt initiierten Protesten über die gesamte Region ausgebreitet haben, nachhaltiger Natur und verändern in mehrfacher Hinsicht das Bild der Region sowie die regionale Ordnung. Zwar sind die vormals klar autokratischen arabischen Regime nicht wie Domino-Steine gefallen, sodass in Marokko, Jordanien, Algerien sowie den sechs Golfmonarchien nach wie vor autoritäre Muster die dominante Herrschaftsform bilden. Daneben haben sich zusätzlich zu den bereits klassischen „schwachen Staaten“ und Entitäten Libanon, Irak und Palästina etliche Herde von Staatszerfall und staatlicher Erosion neu gebildet oder verschärft (Libyen, Syrien, Bahrain, Jemen). Allein in Tunesien scheinen die Vorzeichen für die Entwicklung demokratischer Herrschaft ein Jahr nach Beginn der Massenproteste günstig zu stehen.