Warum Disney und Marvel nicht zusammenpassen
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Auf der einen Seite martialische Helden, auf der anderen Seite niedliche Figuren, so stellt sich für den unabhängigen Beobachter der Zusammenschluss der beiden amerikanischen Comic-Giganten dar. Dabei kann sich niemand vorstellen, wie Cinderella und Spiderman, Hulk und Pinocchio Arm in Arm pubertierende Jugendliche begeistern sollen.

Stan Lee ist mittlerweile sechsundachtzig Jahren alt und er hat in seinem Leben viel erlebt. In Zusammenarbeit mit Zeichnern wie Jack Kirby und Steve Ditko betrieb er Anfang der sechziger Jahre eine Comic-Revolution: Seine Figuren wie Spider-Man, die Fantastischen Vier oder der Unglaubliche Hulk machten aus der Gattung der ehedem unbesiegbaren Superhelden eine Sippschaft leicht verletzlicher Sensibelchen. Dadurch aber wurde aus einem 1939 als „Timely Comics“ gegründeten labilen Unternehmen der Bilderheftchengigant Marvel. Stan Lee kennt nur zu gut den Stoff, aus dem die Helden sind: Muskelschmalz und Herzblut. Und er nennt den Kauf von Marvel durch den Disney-Konzern eine Ehe, die im Himmel geschlossen wurde. Schön, wenn sich alte Herren eine romantische Ader bewahrt haben, aber was soll das für eine Ehe sein, die nach den Prinzipien des Sklavenhandels und der Mafia funktioniert? Denn Disney zahlt nicht nur für Marvel, es garantiert dem übernommenen Unternehmen auch etwas, das Marvel bislang nie gehabt hat: Sicherheit. 1998 war das Unternehmen zuletzt bankrott, und seinen vorjährigen Gewinn von mehr als zweihundert Millionen Dollar bei einem Umsatz von gerade einmal 676 Millionen verdankt es allein dem Erfolg der ersten eigenen Filmproduktion, „Ironman“.