Willkommen in der Weltbotschaft
Der technologische Fortschritt macht uns alle zu Diplomaten. Dass wir nicht dieselbe Sprache sprechen, wird uns nicht mehr behindern.

Auch im 22. Jahrhundert wird es Botschafter geben. Auch im 22. Jahrhundert werden sie sich in Räumen voller Flaggen treffen und eingespielten formalen Abläufen folgen. So geht es seit Jahrhunderten schon. Es gibt Konstanten. Auf ihren Kern reduziert ist Diplomatie nichts weiter als eine Unterhaltung zwischen Anführern. Sie ist hoch ritualisiert, und doch ist die Beziehung zwischen den Individuen wichtig. Menschen ziehen es nun einmal vor, sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen, wenn sie folgenreiche Entscheidungen treffen. Seit der erste Staat den ersten Diplomaten entsandte, hat sich daran nichts geändert. Das wird so bleiben. Doch diese lange gepflegte Praxis vollzieht sich natürlich nicht im luftleeren Raum. Die sozialen und politischen Kräfte, die den diplomatischen Prozess formen, wandeln sich in den kommenden Dekaden dramatisch. Und auch der Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie wird weitreichende Folgen haben. Schon heute sind Zeit und Raum kaum mehr ein Hindernis, wenn viele Menschen interagieren möchten. Diplomatie ist in der Zukunft deshalb nicht länger auf offizielle Regierungsvertreter begrenzt. Im 20. Jahrhundert wurde die unmittelbare Diplomatie zwischen Regierungen durch eine internationale Mediendiplomatie ergänzt. Im 21. Jahrhundert erleben wir die Entstehung einer Diplomatie, die vom Volk über das Internet an die Regierung gerichtet ist.