„Es gibt Sekunden, in denen ich mich ärgere“
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Stephan Erfurt ist auf der schwierigen Suche nach einer Bleibe für das Gesamtkunstwerk C/O Berlin. Warum er sich dabei nicht auf die Politiker verlassen will, was gute Fotografie ausmacht und weshalb Berlin Kunst gut zu Gesicht steht, erklärt er im Gespräch. Das Interview führte Nina Klotz.

*The European: Herr Erfurt, bitte klären Sie uns über den aktuellen Stand um das International Forum For Visual Dialogues C/O Berlin im alten Postfuhramt auf. Die Immobilie an der Oranienburgerstraße in Berlin Mitte ist an einen neuen israelischen Investor verkauft worden, die Elad Group.* Erfurt: Wir möchten nicht zum 31.März 2011 ausziehen, wie das die Umbaupläne des Investors vorsehen. Wir haben große Projekte in der Pipeline und können die nur stoppen und umlagern, wenn uns etwas mehr Zeit gewährt wird. Es gab zwischenzeitlich ein Angebot, nach dem wir bis zum 31. Dezember 2011 hätten bleiben dürfen, allerdings nicht in den Räumen, in denen wir jetzt sind, sondern verkleinert in einem Teil des Seitenflügels. Ein Umzug innerhalb des Gebäudes aber wäre für diesen kurzen Zeitraum viel zu aufwändig gewesen. Deshalb haben wir uns zu einem persönlichen Gespräch mit Elad Sharon Tshuva verabredet. Das war für letzter Woche angesetzt. 24 Stunden vor diesem Termin hat Elad Tshuvan allerdings mitteilen lassen, dass er doch nicht nach Berlin kommt. So haben wir jetzt eine Pressemitteilung verfasst, in der steht, dass wir das Angebot nicht annehmen können und dass es beim Auszugstermin März 2011 bleibt. So ist der Stand der Dinge im Moment. Es finden keine Gespräche statt, leider. Dabei sind wir immer noch gesprächsbereit. *The European: Macht es Sie nicht furchtbar wütend, dass da über Ihren Kopf hinweg entschieden wird, was mit der Immobilie geschieht?* Erfurt: Natürlich wundert und ärgert es mich, dass irgendwo in Israel Investorengruppen darüber verhandeln, was mit dem Postfuhramt in Berlin passiert. Es kommt die Elad-Gruppe, die im Grunde überhaupt keine Ahnung von diesem Standort hat, und sagt: Ach, das haben wir in New York auch schon gemacht, da haben wir das Plaza Hotel gekauft und Eigentumswohnungen daraus gemacht. Es wäre doch eine gute Idee, in Berlin-Mitte nun ein Hotel zu bauen und eine Shoppingmall. Die Stadt Berlin ist bei all diesen Verhandlungen und Überlegungen total außen vor.