Die Union ist weder christlich noch sozial
Die Union ist drauf und dran, das Erbe Kohls zu verspielen. Ihr Programm ist weder christlich noch sozial. Merkels Politik fehle der Kompass, hatte Kohl einst angemerkt.

Sparen, abschotten, aufrüsten. Obama, Papst, Pandabaer. Mit alter Politik und schönen Bildern zieht Angela Merkel in den Wahlkampf. Ihr Kurs heißt „Weiter so!“ Die Union tritt an mit dem Slogan: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben". „Wir“ heißt übersetzt: Denen ganz unten wird nichts gegeben, denen ganz oben nichts genommen. Im Gegenteil. Einerseits bekommen Spitzenverdiener noch was drauf, die Erben obszöner Vermögen werden geschont. Andererseits profitiert nicht von Steuererleichterungen, wer ohnehin keine Steuern berappen kann, und Hartz IV-Beziehende haben andere Sorgen als die einer Immobilienfinanzierung. Ein Rentenkonzept bleibt die Union gänzlich schuldig, Altersarmut bleibt programmiert. Kurzum: „Wir“ beginnt bei der oberen Mittelschicht, die Schere zwischen Arm und Reich wird sich weiter öffnen. Nüchtern betrachtet haben Merkel und Seehofer ein ehrliches Programm vorgelegt, denn dass die Unionsspitze damit gut leben kann, will ich gerne glauben. Bei alledem schwingt auch ein „Wir zuerst“ mit. Beim Trauerakt für Helmut Kohl würdigte Felipe González diesen, weil er ein europäisches Deutschland und kein deutsches Europa wollte. Die Union ist drauf und dran, das Erbe Kohls zu verspielen. Ihr Programm ist weder christlich noch sozial. Merkels Politik fehle der Kompass, hatte Kohl einst angemerkt.