„Manche sehen es nicht als ihre Aufgabe, neutral zu berichten“
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Die Piraten haben chaotische Monate hinter sich – zumindest suggeriert das die mediale Berichterstattung. Sebastian Pfeffer sprach mit dem Vize-Chef Sebastian Nerz über den Umgang mit politisch voreingenommenen Journalisten und den bevorstehenden Parteitag.

*The European: Herr Nerz, täuscht es, oder ist die Berichterstattung über die Piraten in den letzten Monaten sehr negativ?* Nerz: Das ist normal. Die Berichterstattung über Parteien folgt immer einem Auf und Ab – das haben wir auch an der FDP sehen können. Eine Zeitlang wird eher das Negative dargestellt. Wenn das zu lange überwogen hat, wird wieder positiver berichtet. Und irgendwann dreht es sich dann wieder um. *The European: Also werden die Piraten im Grunde nur behandelt wie jede andere Partei?* Nerz: Ja. Ich denke, dass wir aktuell einfach in der ganz normalen Parteiberichterstattung drin sind. Im letzten Jahr hatten wir einen Bonus, weil wir neu waren. Viele Journalisten waren überrascht von unseren Erfolgen. Jetzt herrscht so gesehen Alltag. *The European: Der Anteil an medienerfahrenen Profis ist in der Piratenpartei allerdings noch gering. Hat sich Ihre Partei auf die Dauerberichterstattung schon ausreichend eingestellt?* Nerz: Wir versuchen es. Das hat angefangen mit Umstellungen in der Pressegruppe. Jetzt teilen sich mehr Leute die Aufgaben und wir sprechen uns besser ab. Natürlich klappt solch eine Anpassung aber nicht von heute auf morgen. *The European: Merken Sie bei sich ganz persönlich Unterschiede?* Nerz: Ja, aber das ist bei mir keine Entwicklung des letzten Jahres. Seit ich ein Amt in der Piratenpartei habe, mache ich viele Erfahrungen mit den Medien, z.B. darüber wie einzelne Aussagen interpretiert und aufgebauscht werden können. Ich denke inzwischen genau darüber nach, ob eventuell Missverständnisse drohen und versuche dann vorsichtiger zu formulieren. *The European: Dieser vorsichtige „Politikersprech“ wird von uns Journalisten häufig kritisiert. Wie hoch ist der Druck zur Konformität wirklich?* Nerz: Vor allem geht es darum, so zu reden, dass sich jeder Satz zitieren lässt. Also in dem Sinne, dass er auch ohne den Kontext des gesamten Gesprächs funktioniert. Die Schwierigkeit liegt in der Folgeberichterstattung. Aus einem Interview wird eine Agenturmeldung und dann wird über diese Meldung gesprochen. Oft steht nur noch ein Satz im Fokus, der für sich genommen interpretiert wird. Der sollte dann möglichst aussagekräftig sein oder zumindest nicht angreifbar.