Auf den zweiten Blick
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Die Ausstellung Kunst der Aufklärung hat hitzige Debatten ausgelöst. Doch die Freiheit der Kunst ist ein hohes Gut – Kunst und Kultur dürfen sich auch deshalb nicht nur an der Tagespolitik messen lassen, denn ihre Kraft entfalten sie erst auf lange Sicht.

Selten hat eine Ausstellung eine so hitzig geführte Debatte ausgelöst wie „Die Kunst der Aufklärung“, die von April 2011 bis März 2012 im Chinesischen Nationalmuseum in Peking zu sehen war. In Deutschland wurden wir, die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, die das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Chinesischen Nationalmuseum konzipiert und durchgeführt haben, von vielen, zum Teil auch heftig, kritisiert. Die Kritik reichte bis zur Forderung, die Schau abzubrechen: Sie diene als Feigenblatt für eine die Menschenrechte missachtende Regierung, lautete ein Vorwurf, und ein anderer, sie dekoriere manifeste wirtschaftliche Interessen.