Abgeschnitten und isoliert
Niedrige Zinsen, schleichende Geldentwertung: Die Rettung des Euro hat ihren Preis – und den zahlt vor allem die Mittelschicht.

Regelmäßig rollen die Empörungswellen durchs Land, treiben marktschreierische Meinungsmacher auf die Barrikaden, beschäftigen Blattmacher zumindest für einige Tage und reissen Politiker, Interessenvertreter und Berufskritiker zu mehr oder minder sinnlosen Statements hin – um dann am Ende in sich zusammen zu fallen und als Rinnsal des Überflüssigen in der Vergessenheit zu versickern. Wer erinnert sich noch an die Kernthesen eines ehemaligen Finanzsenators zu Migration und Integration, der Deutschlands Meinungs-Orbit vor zwei Jahren monatelang in Bewegung hielt? Die SPD ließ sich sogar trotz 150-jähriger stolzer Geschichte, in der sie zwei Weltkriege und den Nazi-Terror überstanden hat, zu einer Debatte über den Parteiausschluss des missliebigen Misanthropen hinreißen. Schreibende und sendende Journalisten überschlugen sich in Deutungen über die Gesinnung des Kauzes, womit sie vor allem ihren eigenen Blutdruck, auf jeden Fall aber die Auflage des Buches nach oben trieben. Gleichwohl, eine ernstzunehmende Debatte über Integration in Deutschland und die Zukunft von Migranten als geduldete Gäste oder begrüßte Bürger fand nie wirklich statt, einen echten Fortschritt in der für Deutschland so wichtigen Frage der Integration hat es seitdem nicht gegeben. So lassen sich zahlreiche Empörungswellen zerlegen in hohle Phrasen, viel Adrenalin und wenig fassbare Ergebnisse.