Gefangen im Altland
Wenn Politikflüsterer das Internet unterschätzen. Eine Analyse.

Der Wissenschaftler und CDU-Politiker Stephan Eisel bezeichnet sich als kritischen Rationalisten im Geiste von Karl Popper und legt dementsprechend strenge Kriterien an, wenn ein Themengebiet wie „Internet und Demokratie“ erforscht wird. Alles müsse quellenkritisch hinterfragt werden, so Eisel in seinem Socialbar-Vortrag im Bonner Wissenschaftsladen. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und frühere Redenschreiber von Helmut Kohl zählt sicherlich nicht zur netzpolitischen Avantgarde seiner Partei – als wichtigen Stichwortgeber im schwarzen Lager sollte man ihn schon ernst nehmen. Er bietet sozusagen den ideologischen Überbau für die Neuland-Thesen seiner Kanzlerin. Alles, was mit dem Internet zu tun habe, müsse doch nüchterner und realistischer betrachtet werden, "so Eisel":http://internetunddemokratie.wordpress.com/2013/10/09/das-buch-internet-und-demokratie/. So bewege sich der Zugang zum Internet seit Jahren in einer Größenordnung von 75 bis 80 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren und verändere sich nicht. Der neue "(N)ONLINER-Atlas der Initiative D21":http://www.initiatived21.de/portfolio/nonliner-atlas/ und die ARD-ZDF-Onlinestudie würden diese Stagnation bestätigen. Gottgegeben und alternativlos ist dieser Status quo mitnichten. Deutschland dümpelt wie beim Breitbandausbau und der Etablierung eines schnellen Internets im Mittelfeld herum. Die Online-Durchdringung der 27 EU-Staaten liegt bei 76 Prozent. Spitzenreiter sind die skandinavischen Länder und die Niederlande, in denen über 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger online sind. Was können die, was wir nicht können, Herr Eisel?