Pyrrhussieg der Euroretter
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Die Eurokrise wurde im Wahlkampf von allen Parteien, die an der nächsten Regierung beteiligt sein könnten, erfolgreich totgeschwiegen. Als Quittung dafür verliert die parlamentarische Demokratie weiter an Ansehen.

Es ist allgemein kein gutes Zeichen, wenn die prominenteste Meldung eines Wahlkampfs der ausgestreckte Mittelfinger eines Kandidaten war. Mit Blick auf den Machterhalt war die Strategie der etablierten Parteien, das Thema Euro bloß nicht hochkochen zu lassen, allerdings völlig rational: Die Union ist bisher die bestimmende Kraft hinter der Eurorettungspolitik gewesen, kann jetzt also nicht anders als „Weiter so!“. Außerdem zeichnet sie von allen Parteien am stärksten für die Schaffung des Euro verantwortlich und muss daher alles tun, damit die europäische Währung ein "Erfolgskapitel in der Parteigeschichte":http://ifair.wordpress.com/2013/07/22/der-platz-in-den-geschichtsbuchern/ bleibt. Der bisherige Koalitionspartner FDP hat, wenn auch zähneknirschend, der Rettungspolitik zugestimmt und kann sich daher ebenfalls keinen Kurswechsel erlauben. Parteiintern wird zwar jede weitere Vergemeinschaftung von Schulden abgelehnt; dies impliziert aber, dass die FDP die Koalition platzen lassen müsste, wenn (nicht: falls) die CDU Initiativen zu einer finalen Transfer- und Schuldenunion vorbringen wird. Zweiflern an der Standhaftigkeit der FDP steht der Weg zur AfD offen.