Per Anhalter in den Organismus
Die tödlichsten Seuchen haben wir uns von Tieren eingefangen. Aber keine Sorge, die Menschheit ist zäher, als die Untergangspropheten uns glauben machen wollen.

Als in den späten 1980er-Jahren der Rinderwahn in Großbritannien auftauchte, wirkte die Seuche wie ein schrecklicher Sonderfall. Menschen und Vieh erkrankten gleichzeitig: Die menschlichen Opfer litten an Demenz und Erinnerungsverlust, sie zeigten Wesensveränderungen, Trägheit und andere Formen degenerativer Schädigung – alle starben. Ihr Schicksal ließ sich auf den Konsum von Rindfleisch zurückführen. Es stammte von Tieren, deren Futter mit etwas Bösartigem infiziert war. Wie sich zeigte, handelte es sich bei dabei um Prionen, umgeklappte Eiweißmoleküle. Diese hatten durch Schädigung ihre Funktion verloren und steckten andere Eiweiße in ihrer Umgebung – besonders im Gehirn – an. Während die Krankheit also über Monate und Jahre voranschritt, klappten wie bei einer Kettenreaktion immer mehr Moleküle um: Das Gehirn der Patienten wurde langsam durchlöchert. Ein nur scheinbar bizarrer Fall. Heute wissen wir, dass der Vorgang weder bizarr noch anomal war. Er war Teil eines Musters: Seltsame Erreger springen von Tieren auf den menschlichen Körper über und verursachen dort schreckliche Krankheiten. Creutzfeldt-Jakob, die menschliche Variante des Rinderwahns, ist nur eine von ihnen.