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> Die Familie in der Gesellschaft

Familienduell

Kita oder nicht, das ist hier die Frage. In die politische Debatte um das größte Kinds- und Familienwohl mischen sich unangenehm ideologische Töne. Als Antwort auf die Herausforderungen des demografischen Wandels taugen solche Reaktionen nicht.

The European

Die Familie und das Privateigentum auch und gerade an Produktionsmitteln gelten als gesellschaftliche Institutionen und Rechtsinstitute, die wie bergende Ringe die einzelne menschliche Person vor dem unbeschränkten Zu- und Durchgriff staatlicher Vergesellschaftung und gesellschaftlicher Verzweckung schützen. In Artikel 6 des Grundgesetzes werden „Ehe und Familie“ unter den „besonderen Schutz der staatlichen Ordnung“ gestellt und die „Pflege und Erziehung der Kinder“ als das „natürliche Recht der Eltern und die ihnen zuvörderst obliegende Pflicht“ hervorgehoben. Als Familie haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes dabei begrifflich die Gemeinschaft von Eltern mit ihren Kindern als existenzielle Lebensgemeinschaft und Keimzelle des Staates verstanden. Der junge Mensch sollte sich in der sozialen, ökonomischen und vor allem auch psychischen Geborgenheit einer ihm persönlich gewidmeten und sich widmenden Familie Muttersprache und Vaterland, Lebenshaltungen, religiöse Verwurzelungen und die kulturelle Grundlagen für das Hineinwachsen in eine bürgerliche Gesellschaft und Verantwortung in der staatlichen Gemeinschaft aneignen können.

Im Dschungel der Familienpolitik
Totalitäre Ideologien wie der Nationalsozialismus und Kommunismus waren immer bestrebt, diese Schutz- und Gestaltungsräume einer bürgerlich verfassten Gesellschaft mit ihren Freiheits- und sozialen Teilhaberechten zu erobern. Während im nationalsozialistischen Wahnbild die germanische Mutter den Auftrag zu erfüllen hatte, möglichst viele rassereine Kinder zu gebären, die dann bedingungslos Volk und Führer dienen sollten, griff der Kommunismus die Familie frontal als eine gesellschaftlich zu überwindende kleinbürgerliche Idylle mit religiös verbrämter Sozialromantik an. Wer das Wohl von Mann und Frau, Vater und Mutter, Sohn und Tochter, Bruder und Schwester über die Partei- oder Staatsdoktrin stellte, war beiden Systemen und damit auch deren real existierenden Ausprägungen in Nazideutschland und in der DDR höchst suspekt. Gestapo und Stasi verwendeten viel Energie darauf, Familien zu infiltrieren, sie von außen unter Druck zu setzen und von innen zu zersetzen. Wer sich dem Systemkonformismus zu arg widersetzte, der verlor erst das Erziehungsrecht, dann seine Kinder, sowieso sein Eigentum und schließlich alle äußere Freiheit und am Ende nicht selten sein Leben. Seit ihrer Gründung haben sich die politisch Verantwortlichen in der Bundesrepublik Deutschland bemüht, einen immer umfangreicheren Katalog von Sozialleistungen und steuerlichen Privilegien vom Ehegattensplitting über das Kinder- bis hin zu Eltern-, Erziehungs- und dem umstrittenen und ab dem Jahr 2013 geplanten Betreuungsgeld zusammenzustellen, der mittlerweile nur noch für Fachleute überschaubar ist. Sollte mit diesen Leistungen zunächst nur die Familien in ihrer Erziehungs- und Bildungsarbeit unterstützt und zuvörderst dem Wohl der Kinder gedient werden, so sind nach dem Pillenknick in den 1960er-Jahren und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung durch Wohlstand und Medizin nun auch andere Motive in den Vordergrund getreten. Das heute dominierende Frauenbild prämiert nicht mehr die Rolle der Frau als Mutter und Familienmanagerin, sondern hinterfragt immer energischer deren auf ökonomische Produktionsprozesse ausgerichtete berufliche Qualifikation und fragt ihre Mitwirkung bei der Erstellung des Bruttosozialprodukts nach. Die Emanzipation auf der einen und die zunehmende Gebrechlichkeit dauerhafter Beziehungen auf der anderen Seite sind für viele Frauen eine weitere Motivation, eine Ehe oder eheähnliche Verbindung erst nach dem Abschluss ihrer Ausbildung und einem erfolgreichen Berufseinstieg einzugehen und auch dann erst einen Kinderwunsch zu realisieren.
Der politische Spagat
In Anbetracht der Bedrohung von Wohlstand und Wachstum durch die desaströse demografische Entwicklung und den sich schon heute abzeichnenden Fachkräftemangel sowie die gleichzeitige Überschuldung der öffentlichen Haushalte versucht die Politik mit einem Spagat, das Land zu retten und dafür die Leute zu gewinnen. SPD, Grüne, FDP und Ministerin von der Leyen würden am liebsten noch mehr Geld in eine Objektförderung, sprich die staatlich gemanagte Erziehung auch von „unter dreijährigen Kindern“ in sogenannten Kitas, investieren. Dahinter steht die Idee, dass nur auf diese Weise auch die Kinder von sogenannten bildungsfernen Schichten wie Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund schon sehr frühzeitig mit Erziehungsarbeit und Bildungsprogrammen erreicht werden könnten, die sich ansonsten dem Zugriff des staatlichen Bildungsangebots entziehen würden. Wenn Politiker wie der ehemalige SPD-Generalsekretär und heutige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz von der zu erringenden „Lufthoheit über Kinderbetten“ schwärmten oder wie der Vorsitzende der Grünen Cem Özdemir unduldsam und mit dramatischem Tonfall fordert, dass „wir“ die Kinder schon im Kleinkindalter in den Kitas „brauchen“, dann nähren sie, wenn auch vielleicht ungewollt, den Verdacht, dass es ihnen am Ende um etwas anderes geht als um die Unterstützung der Familien und Kinder – nämlich um eine grundsätzlich andere Gesellschaftsordnung. Und wenn angebliche Liberale wie der Vorsitzende der Jungen Liberalen Lasse Becker behaupten, durch die den Eltern anheimgestellte Wahlmöglichkeit zwischen einem staatlich garantierten Kita-Platz und dem Erhalt von Betreuungsgeld für die Erziehung und Fürsorge für ihr Kind daheim würden vor allem Missbrauch begünstigt und Mitnahmeeffekten im Sinne eines Abkassierens staatlicher Leistungen durch sozial verwahrloste und verantwortungslose Eltern Tür und Tor geöffnet, so hat er wohl immer noch nicht den Schuss gehört. Denn Neurowissenschaften und Medizin sagen unisono, dass Kleinkinder im Alter bis zu drei Jahren für eine optimale Entwicklung von Selbstbewusstsein, intellektueller, sozialer, emotionaler und kreativer Intelligenz und Kompetenz konstant präsente und individuell zugewandte Bezugspersonen benötigen. So schwer dies für Männer akzeptabel erscheint: Die Mütter sind hier am meisten vonnöten. Kinder, die ihre Eltern oder nahe Verwandte bis zum Alter von drei Jahren um sich herum haben, haben das glücklichere Los gezogen. Der jungen Mutter und Bundesfamilienministerin "Kristina Schröder(Link)":http://www.theeuropean.de/sebastian-pfeffer/8965-anti-rassismus-erklaerung-im-bundestag wächst die große Aufgabe zu, bei so viel hoheitlicher An- und Überforderung den Kindern und Eltern durch eine garantierte Wahlfreiheit wieder die Luft zum Atmen zu verschaffen, die sie auch in ökonomisch schwierigen Zeiten für eine gute Entwicklung brauchen. Dass am Ende die Leute dann auch wieder mehr Kinder bekommen, ist eine Hoffnung, die die Verfechter einer alternativlosen Kita-Objektförderung mit den für Wahlfreiheit und damit das Betreuungsgeld eintretenden Politikern und Familienverbänden teilen.
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