Von Nazis und Islamisten
Die deutsche Nachkriegsgeschichte könnte ein Beispiel dafür sein, wie der Westen heutzutage mit dem Islamismus umgehen könnte: Er muss ein glaubwürdiges Versprechen geben, dass er ein besseres Leben zu bieten hat.

Der gewaltbereite islamische Fundamentalismus macht mit dem Islam, was der Nationalsozialismus mit dem deutschen Patriotismus gemacht hat. Beide sind eine leichte Beute für Demagogen, denn es gibt keine allgemein akzeptierte Autorität, die über den richtigen, guten Patriotismus oder Islam entscheidet. Beide scheren sich nicht um das Leben ihrer Anhänger. Beide fühl(t)en sich gedemütigt, bedrängt, sehn(t)en sich nach dem Retter. Beide kultivier(t)en in diesem Klima den Hass auf die Juden. Beide bringen ein intellektuelles Klima hervor, in dem das Ressentiment blüht, der Dekadenzvorwurf, die Verschwörungstheorie, die Wahnidee von kultureller Reinheit, die Welteroberungsfantasie, apokalyptische Visionen und Ängste. Nie muss der Patriotismus in einen Faschismus, der Islam in den Islamismus übergehen, aber er kann und wird es unter gewissen Umständen. Leider sind von den Rezepten, mit denen man den Faschismus bekämpft, ausgerechnet die besten kaum für die Bekämpfung des Islamismus geeignet. Vor einem neuen Faschismus hüten wir uns durch die Einhegung und politische Entschärfung patriotischer Gefühle, durch den weitgehenden Verzicht auf patriotische Diskurse als Mittel innenpolitischer Polarisierung.