Söder könnte als Langfrist-Sieger aus dem politischen Tumult hervorgehen
Die Bayernwahl hat die Republik erschüttert. Die SPD ist existenziell getroffen, die Berliner Regierung wird instabiler. Die CSU scheint trotz Debakels dagegen mit einem blauen Auge davon gekommen. Markus Söder wird sogar von der Lage profitieren.

Die SPD ist nach der Bayernwahl in Schockstarre gefallen. Die Partei wirkt nach den 9,7 Prozent tief erschüttert, beinahe traumatisiert. Sie weiß, dass sie im freien Fall umher taumelt und als Volkspartei aus weiten Teilen Deutschlands zu verschwinden droht. Man hofft jetzt auf ein Wunder bei der Hessenwahl in zwei Wochen. Doch in Wahrheit lösen die Grünen die SPD wie im politischen Zeitraffer ab. Die Große Koalition wird für die SPD zusehends zum Grab. Entsprechend braut sich eine gefährliche Stimmung aus Verzweiflung und Wut über der SPD zusammen. Überraschend anders die Laune in der CSU. Auch die Christsozialen haben eine derbe Wahlniederlage zu verkraften. Doch die Stimmungslage ist aufgekratzt und im Kern erleichtert. In München hatte man - nach den Umfragen der letzten Wochen - Schlimmeres erwartet. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", heißt es aus dem Vorstand der Partei einhellig. Bis kurz vor der Wahl dachte die politische Republik - inklusive der Christsozialen - selbst, dass die CSU ihr historisches Waterloo erleben und möglicherweise gar in die Opposition gezwungen werde. Man fürchtete weitere Selbstzerfleischungen der Söder-Seehofer-Machtkämpfer, doch nun haben beide einen Nichtangriffspakt geschlossen. Mancher CSU-Spitzenpolitiker findet darum sein Lächeln erstaunlich schnell wieder, zumal eine Regierung mit den Freien Wählern als "Heimspiel", "völlig unproblematisch" und "Selbstläufer" angesehen wird. Die Freien Wähler seien wie "christsoziale Vettern vom Lande", wie "die CSU nur ohne Söder und Seehofer", witzelt man in der Partei. Man bleibe jedenfalls die alles entscheidende Gestaltungsmacht Bayerns.