„Deutschland zahlt am Ende die Rechnung“
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In wenigen Tagen wählen die Deutschen und bestimmen damit auch über die Zukunft Europas. Der britische BBC-Korrespondent Jon Sopel diskutierte mit Max Tholl und Saskia Ibrom den Stellenwert der Bundestagswahlen, Angela Merkels Regierungsstil und die wachsende deutsche Euroskepsis.

*The European: Herr Sopel, Sie haben über Wahlkampagnen in ganz Europa berichtet. Wie ist Ihre Einschätzung des momentanen Wahlkampfs hier in Deutschland?* Sopel: Ich liebe Wahlkampf! Ich werde schon ganz aufgeregt, wenn ich nur vom Flughafen in die Stadt fahre und all die Plakate sehe, es ist großartig. Aber es gibt ein paar Dinge, die mir an diesem Wahlkampf auffallen. *The European: Zum Beispiel?* Sopel: Die Wahlen kommen zu einem Zeitpunkt einer großen internationalen Krise in Syrien und wir sind gerade erst aus der Euro-Zonen-Krise herausgekommen. Und die Deutschen debattieren darüber, ob eine Autobahnmaut in Süddeutschland für Ausländer oder ein vegetarischer Tag in den Kantinen wünschenswert seien – im Grunde kleine Alltagsprobleme. Ich bin wirklich überrascht, welch großer Fokus auf innenpolitische Themen gelegt wird, und wie sehr große internationale Fragen im Wahlkampf vernachlässigt werden. *The European: Innenpolitische Themen betreffen den Alltag der Menschen; internationale Themen nicht.* Sopel: Natürlich konzentrieren sich alle Wahlen in erster Linie auf Inlandsthemen, aber diese vielleicht ganz besonders. Von daher sind die Argumente ziemlich beschränkt, und die weiteren wirtschaftlichen und politischen Parameter, die Deutschlands Rolle in Europa und die Zukunft der gegenwärtigen Währung definieren, scheinen nicht wirklich kontrovers diskutiert zu werden.