Ein Gespenst geht um
Ein Gespenst geht um in Deutschland: Die Angst, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Hat der Mensch das Ende seines Lebens erreicht, wenn er z. B. aufgrund einer Alzheimererkrankung nicht mehr klug über etwas nachdenken, keine Bücher mehr lesen und sich mit anderen vernünftig über etwas unterhalten kann?

Alzheimerpatienten vergessen erst Kleinigkeiten, schließlich scheint die Fähigkeit, sich bewusst an etwas zu erinnern, in einem Niemandsland verloren zu gehen. Dennoch: Bei diesen Menschen findet sich noch eine Weise des Gedächtnisses: das des Leibes, das die Kontinuität der menschlichen Person unterstreicht. Ich denke gerne an eine an Alzheimer erkrankte und seit Jahren bettlägerige Frau zurück, die in völliger geistiger Umnachtung lebte und zu einer bewussten Überlegung nicht mehr fähig war: Zwar wusste sie nicht mehr, wer sie war oder wer ihre Kinder sind, aber ihr Leib kannte nach wie vor die Bewegungsabläufe des „Bekreuzigens“. Das Kreuzzeichen hatte sie sich als junges Mädchen schon einverleibt. Ihr Leib konnte noch etwas Sinnvolles ausdrücken. "Ihr seelisches Leben drückte sich nach wie vor in ihren leiblichen Prozessen und Bewegungen aus(Link)":http://www.theeuropean.de/stefan-gaertner/6656-der-gute-tod-von-gunter-sachs.