Geschwätz von gestern
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Sind die Grünen mehr als reine Bio-Bourgeoisie? Weil die Parteichefs das nicht glauben, setzen sie alles auf die Karte Lagerwahlkampf. Dabei wissen sie es seit Jahren besser.

Es ist immer ein bisschen gemein, Leute an ihr Geschwätz von gestern zu erinnern. Damals war ja der Kontext ganz anders und die Umstände sowieso. Genau das ist aber der springende Punkt: Morgen ist der Kontext wieder anders und was zählt dann? Vermutlich doch die Überzeugungen. Und nach allem, was wir wissen, tun sich Menschen eher schwer damit, ihre Überzeugungen zu ändern. Vermutlich schlummert sie also nur, die Affinität zu Schwarz-Grün und wacht auf, sobald die Gelegenheit da ist. Aber der Reihe nach. Die Grünen zeigen gerade, dass sie auch Shitstorm können; machen ihre eigenen Leute öffentlich so richtig runter, über die klassischen und über die neuen Medien. Bayerns Grünen-Chef Dieter Janecek steht im Fokus der Attacken. Keine 48 Stunden nachdem die Grünen ihre offizielle Lieblingskoalition über die Ziellinie der niedersächsischen Landtagswahl geschleift haben, "erdreistet sich der Bayer, von Schwarz-Grün zu reden":http://blog.dieter-janecek.de/2013/01/22/rotgrun-und-dann/. Beziehungsweise sähe er die Kette gerne ein bisschen gelockert, die Grüne-Spitzenpolitiker an die SPD geschweißt haben: „Wer jetzt noch auf das Lagerwahlkampfmodell setzt, reitet ein totes Pferd“, schreibt Janecek, „Lagerwahlkampf war gestern.“ Grün solle regieren, es ginge nicht darum, mit welchem Lager, sondern um das Was.