Schwarz ist Rot ist Gelb ist Grün
Die deutsche Politik kommt dem Wähler ein wenig vor wie die altbekannte Reise nach Jerusalem: Man umkreist gemeinsam die Stuhlreihe, hat irgendwann an jeder Stelle einmal gesessen und wird trotzdem das Gefühl nicht los, dass nichts an der Situation endgültig ist und immer etwas fehlt – bis am Ende fast alle dumm aus der Wäsche schauen.

"Viel wird derzeit über die Existenzkrise der FDP geschrieben":http://www.theeuropean.de/martin-eiermann/7919-deutschland-schafft-sich-ab, gleichzeitig sind die Grünen nun zum ersten Mal in ihrer Geschichte in allen Landtagen vertreten und stellen in Baden-Württemberg ihren ersten Ministerpräsidenten. Die SPD reüssiert nach vielen Jahren des Niedergangs (wenn auch auf sehr niedrigem Niveau) und die Union kämpft nach Jahren der Dominanz "mit sinkenden Umfragewerten und verlorenen Landtagswahlen":http://www.theeuropean.de/richard-schuetze/7907-krisenkurs-der-kanzlerin. Noch vor drei Jahren hätte man dieselben Sätze schreiben können – nur hätte man die jeweiligen Parteinamen an anderen Stellen platzieren müssen. Die FDP waren die Grünen des vergangenen Jahrzehnts, man surfte gemeinsam mit der Union auf einer fast zehn Jahre dauernden Welle von Wahlerfolgen, während Rot und Grün nach sieben Jahren an der Regierung und der „Agenda 2010“ jahrelang die Wunden leckten. Im Jahrzehnt davor, in den letzten Jahren der Regierung Kohl und noch einmal potenziert in der Zeit der Kohl'schen Spendenaffäre, war es wiederum genau spiegelverkehrt – und es bedarf keiner allzu großen hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusehen, "dass sich dieses Spiel auch in Zukunft fortsetzen wird":http://www.theeuropean.de/yascha-mounk/7918-langweilige-politiker-in-deutschland.