Zölibatsfreie Ödnis
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Es ist längst nicht so schlecht um die katholische Kirche bestellt, wie Alexander Görlach in seiner letzten Kolumne behauptet. Und auch die Kirchen der Reformation taugen nicht als Alternative.

_"Eine Replik auf Alexander Görlach":http://theeuropean.de/alexander-goerlach/10529-reforumunfaehige-katholische-kirche_ Alexander Görlach meint zu wissen, dass die heutige katholische Kirche in Deutschland „keine“ Schätze im Acker zu bieten habe. Dann muss er allerdings erklären, warum sie jede Woche drei Millionen Menschen in Bewegung bringt – das sind mehr als der DFB. Die Kirchen der Reformation, die er als tauglichere Alternative avisiert, versammeln etwa 900.000, pro Gottesdienst rund 45 im Kirchenschiff. Er vermag auch nicht zu klären, warum so wenige Leute aus der „schatzlosen“ Kirche austreten, denn nur 59 Prozent der deutschen Katholiken bezeichnen sich als religiös, aber über 99 Prozent bleiben Jahr für Jahr Mitglied. Dafür muss es Gründe geben, die mit einem Mehrwert katholischer Kirche zu tun haben. Die evangelische, die Görlach als Alternative empfiehlt, obwohl ihr Personal für ein „Spießertum mit Beffchen“ stehe, hat viel mehr Austritte zu verzeichnen: Zwei Drittel der Ex-Kirchenmitglieder waren evangelisch, ein Drittel katholisch. Selbst im Jahr des Missbrauchsskandals 2010, als erstmals mehr Katholiken als Protestanten ihre Kirche verließen, gaben laut Allensbach mehr evangelische als katholische Christen an, schon einen Austritt erwogen zu haben. So viel zur Abstimmung mit den Füßen, die ja in der Regel zum „Schatz“ hin erfolgt.