Das Warjaschonimmerso
Artikel vom
Was nervt eigentlich so viele Leute an der Idee, alle Menschen gleich zu berechtigen? Eine Spurensuche.

Ich habe einen schlimmen Verdacht: Immer wenn ich mich mit meinen Mitmenschen über das Für und Wider von Gleichberechtigung streite, reden wir nicht nur von völlig verschiedenen Dingen, sondern das Gespräch verläuft so, als würden wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Das beginnt schon bei der Begrifflichkeit. Kaum setze ich zu einem Argument an, schallt mir entgegen, das sei doch alles nur Gleichmacherei und wie ich mich für so etwas nur einsetzen könne. Dabei liegt mir nichts ferner als das. Im Gegenteil: Für mich bedeutet Gleichberechtigung, Menschen nicht trotz ihrer Unterschiede zu egalisieren, sondern ihnen gerade wegen ihrer grundsätzlichen Verschiedenheit auf der Basis einer unteilbaren Gleichheit an Würde ein gleiches Maß an Rechten und Teilhabe zuzusprechen. Sie besteht nicht darin, dass bestehende Unterschiede verleugnet oder durch pädagogische Maßnahmen wegerzogen werden sollen, sondern vielmehr darin, Differenz wertzuschätzen, ohne sie dabei zu institutionalisieren. Oder, um mich der Bildsprache der Vorwürfe zu bedienen: Leute wie ich wollen nicht aus kleinen Jungen Mädchen machen und umgekehrt, weil das ja bedeuten würde, gerade an den Kategorien und Konzepten als unverrückbar festzuhalten, die wir als vermittelt identifizieren. Wir wollen auch nicht den Mann zur Hausfrau umerziehen und die Frau zum mit allen Wassern gewaschenen und in allen Waffengängen geschulten Karrieremann transformieren. Stattdessen sind wir davon überzeugt, dass die einen wie die anderen ihr Menschenmöglichstes tun, wenn man sie denn lässt.