Das Märchen von der Kostenloskultur
Artikel vom
Während wir über ACTA und die „Kostenloskultur“ streiten, bezahlen anderswo die Menschen den tragischen Preis für guten Journalismus.

Im April 2008 tippte der ehemalige Herausgeber des "Wall Street Journal", Gordon Crovitz, eine Grundsatzkolumne in seinen Computer – einen dieser Texte, die sich durch das andauernde Zitieren und Weiterverlinken so tief im Netz festsetzen, bis sie irgendwann - pars pro toto – als Ausdruck eines gewissen Zeitgeistes gelten dürfen. Der Titel: "Optimism and the Digital World":http://online.wsj.com/article/SB120873501564529841.html?mod=todays_columnists. Das Thema: Die permanente Verfügbarkeit von Informationen zu jedem Thema, aus jeder Region dieser Welt. Wenn der Telegraph den Beginn der Moderne signalisierte, dann ist das Internet scheinbar deren Vollendung - und der Übergang in ein neues Zeitalter, in dem die Menschen dank Informations- und Kommunikationstechnologie "mehr Optionen, mehr Kontrolle, mehr Freiheit" haben, wie Crovitz schreibt. Ins Extrem verfolgt besagt diese Sichtweise: Informationen sind keine Währung mehr, ihr Wert sinkt mit ihrer zunehmenden Verfügbarkeit. Was zählt, sind Kontextualisierung, Analyse und Zusammenführung von Datensätzen. Es werde Licht, sprach das Netz, und es ward Licht.