Europa oder die Kapitalistenheit
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Wenn Europa eine große Familie ist, dann aber eine, in der der Patriarch das Sagen hat und es immer bloß ums Geld geht.

Zwei Dinge mögen den Beobachter angesichts der akuten Euro- und Europakrise betrüben: dass er überlegen muss, ob er seine in einem mühevollen Arbeitsleben angesparten Kröten nicht vielleicht doch beizeiten in Schweizer Franken anlegen soll, sowie die Einsicht, dass die sog. ""Idee Europa(Link)":http://www.theeuropean.de/debatte/759-modell-europa" bzw. die Vorstellung, die Länder des Kontinents müssten über kurz oder lang vom Staatenbund zum Bundesstaat zusammenwachsen, vielleicht doch ein bisschen naiv war. Es ist noch gar nicht so lange her, da fühlten sich Leute, die sich gesellschaftspolitisch auf dem Quivive wähnten, offiziell nicht mehr als Deutsche, sondern als Europäer, und so albern toskanafraktionell das auch klingen mochte, muss man im Kern ja mit allem einverstanden sein, was die fixe Idee vom Nationalstaat aufzuweichen imstande ist. Auffällt nun aber, dass man diesen Satz schon lange nicht mehr gehört hat; sicher deswegen, weil den bürgerlichen Avantgardisten seine fehlende Verankerung in der Wirklichkeit aufgefallen ist (und sich Avantgarde ja auch stets erneuern muss, und sei's nur in Richtung „Schland!“) und die Nichtavantgardisten von vornherein lieber Deutsche geblieben waren.