Der Antiparteien-Populismus ist dem Versagen des „Altparteien-Establishments“ geschuldet
Wir brauchen eine Revitalisierung der politischen Parteien, ohne die eine repräsentative Demokratie nicht funktionieren kann. Die Verachtung des politischen Establishments bis hin zur Ablehnung der etablierten Medien gehört heute zum Topos der mehr und mehr Unzufriedenen. Doch wir stimmen in diesen Verdruss und die Abgesänge auf die Parteien nicht ein.

_Dieser Appell früherer Spitzenpolitiker aus Union, SPD, FDP und Grünen, die sich ehrenamtlich im "Konvent für Deutschland":https://www.konvent-fuer-deutschland.de/ engagieren, wurde unter dem Eindruck der Landtagswahlen im März 2016 geschrieben. Er erschien im Wortlaut am 13. April in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch er wirkt so aktuell, als ob er nach den Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern am vergangenen Sonntag entstanden ist. Und wahrscheinlich passt er auch nach den Wahlen in Berlin am 18. September. The European stellt diesen Text einer sehr honorigen elder statesmen/stateswomen-Runde zur Diskussion._ Auch wenn man mit vorschnellen Urteilen vorsichtig sein muss, so markiert der 13. März 2016 mit den drei Landtagswahlergebnissen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt doch eine Zäsur für die deutsche Parteien- und Koalitionslandschaft. Jenseits des alles beherrschenden Flüchtlingsthemas im Wahlkampf um die Landtage und dem dramatischen Verlust der Volksparteien zugunsten einer programmatisch defizitären Protestpartei, sehen wir das Ergebnis vor allem als Quittung für das kollektive Versagen der arrivierten Parteien. „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ So postuliert es das deutsche Grundgesetz in Artikel 21. Doch zur Willensbildung gehört die öffentlich sichtbare Auseinandersetzung um den richtigen Weg, der Streit um unterschiedliche Lösungsansätze, ja auch das rechtzeitige Aufgreifen von Themen, die das Volk umtreiben. Stattdessen beherrscht das Wort von der „Alternativlosigkeit“ seit Jahren die parteipolitische Agenda im Land, erst in der Euro-Krise, dann beim Flüchtlingsdrama. Diese scheinbare Sachzwang-Logik hat zu einer Verlagerung der Politik in die Exekutive geführt. Sie hat Parteien immer weniger unterscheidbar gemacht und letztendlich immer mehr Wählerinnen und Wähler in die Ablehnung unserer Parteiendemokratie getrieben.