Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
> Demografische Krise und Familie

Ab in den Gesellschafts-TÜV

Es geht nicht um die Lebensform, in welcher Menschen Verantwortung für Kinder tragen. Es geht um den richtigen Weg, die Leistungen aller Familien anzuerkennen und sie in der Phase ihrer Unterhaltspflicht zu entlasten.

The European

Der Untergang der Familie ist schon oft verkündet worden. Aber im realen Leben und in ihrer Bedeutung für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft hat Familie noch jeden Nachruf überlebt. Nach wie vor ist die Familie der erste und wichtigste Ort, an dem Kinder lernen, zu gemeinschafts- und empathiefähigen Menschen und zu leistungsbereiten und solidarischen Staatsbürgern zu werden. Auch statistisch hat sich das Familienleben viel weniger verändert, als es in der öffentlichen Debatte oft den Anschein hat. Noch immer lebt die große Mehrheit der Kinder in Deutschland mit ihren beiden Eltern zusammen, auch wenn die Zahl alleinerziehender Haushalte in den vergangenen Jahren zugenommen hat.

„Mutter, Vater, Kind“ greift zu kurz
Trotzdem greift das Bild von „Mutter, Vater, Kindern“ zu kurz, um die ganze Lebendigkeit im Generationenverbund Familie wiederzugeben. Ins Familienbild gehören zum Beispiel auch die Großeltern, die die junge Familie unterstützen und die umgekehrt im Alter und bei Pflegebedürftigkeit von ihren Kindern und Enkeln unterstützt werden. Statistisch unbestritten ist allerdings leider auch, dass die Kinderzahl erheblich zurückgegangen ist. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Familien mit drei und mehr Kindern keine Ausnahme, sondern die Regel. Heute ist der Rahmen um das Familienbild enger geworden. Und an dieser Entwicklung hat die Politik eine große Mitschuld. Denn obwohl die demografische Krise für unsere Gesellschaft mindestens ebenso verheerend ist wie die Euro-Krise, sind Familien an den Rand der Aufmerksamkeit gerutscht. Sie finden höchstens noch statt, wenn es darum geht, Defizite und Erziehungsversagen zu beklagen. Genau deshalb ist die aktuelle Diskussion über die gerechte Berücksichtigung der Erziehungsleistung im Sozialsystem so wichtig. Sie hat die Bedeutung der Kindererziehung für unsere Gesellschaft insgesamt endlich wieder in die Schlagzeilen gebracht. Wir müssen diesen Schwung aufgreifen, statt jetzt Familienformen und Lebensmodelle gegeneinander auszuspielen. Es geht nicht um die Bestrafung von Menschen, die - aus welchem Grund auch immer - ohne Kinder leben. Es geht nicht um die Lebensform, in welcher Menschen Verantwortung für Kinder tragen. Es geht um den richtigen Weg, die Leistungen aller Familien anzuerkennen und sie in der Phase ihrer Unterhaltspflicht zu entlasten. Politik muss jungen Menschen Mut machen, sich ihre Kinderwünsche zu erfüllen.
Unsere Gesellschaft gehört auf den Prüfstand
Es darf nicht sein, dass die finanzielle Situation oder der berufliche Druck verhindern, dass Menschen sich für ein Kind oder für weitere Kinder entscheiden, obwohl Kinder zu ihrem Lebensplan eigentlich dazugehören. Zum Mutmachen gehört Familiengerechtigkeit im Sozialsystem, so wie sie das Bundesverfassungsgericht schon vor über zehn Jahren gefordert hat. Die angekündigte Pflegereform ebenso wie die anstehende Rentenreform gehören deshalb auf einen strengen Familien-TÜV, ob sie diesen Gerechtigkeitstest bestehen. Aber damit allein ist es noch lange nicht getan. Unsere ganze Gesellschaft gehört auf einen Prüfstand der Familiengerechtigkeit. Wir brauchen ein positives Klima für Familien, damit Kinder und Eltern sich willkommen fühlen. Deshalb müssen wir die jetzt begonnene Diskussion über familiengerechte Systeme fortführen. Sachlich und zukunftsweisend. Denn Zukunft gibt es nur mit Familie – nicht nur für die Sozialversicherung.
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!
Neuen Kommentar schreiben