Tod mit Nebenwirkungen
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Selbst wenn das syrische Regime seine Chemiewaffen ausliefern sollte, ist eine US-Intervention nicht abgewendet – den USA geht es längst auch um Entschlossenheit und ihren Ruf. Doch amerikanische Waffen töten Muslime selten ohne Nebenwirkungen.

Das Regime von Baschar al-Assad hat Obamas rote Linie überschritten und soll damit nicht ungestraft davonkommen. Auch wenn die USA nun vorerst auf Außenminister Kerrys eher versehentlich angestoßene diplomatische Initiative setzen, klang Obamas gestrige Rede an die Nation wie eine Verteidigung seines bisherigen Kurses. Amerikanisches Engagement könne Kinder vor der Vergasung retten, "sagte der Präsident im Schlusswort einer populistisch angehauchten Rede":http://www.washingtonpost.com/politics/running-transcript-president-obamas-sept-10-speech-on-syria/2013/09/10/a8826aa6-1a2e-11e3-8685-5021e0c41964_story_3.html. Doch es ist ein anderer Faktor, der die amerikanische Syrienpolitik antreibt. Die Institution der Präsidentschaft und die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten stünden auf dem Spiel, "fasste es Senator John McCain zusammen":http://www.reuters.com/article/2013/09/02/us-syria-crisis-obama-analysis-idUSBRE9810PJ20130902. Es geht also nicht um die über 100.000 Toten oder die über zwei Millionen Flüchtlinge des 2011 ausgebrochen Kriegs. Und es geht auch nicht um die Opfer des Giftgaseinsatzes in Ghuta. Die amerikanische Syrienpolitik soll Entschlossenheit zeigen und Ruf und Glaubwürdigkeit des amerikanischen Präsidenten wahren. Eine denkbar schlechte Motivation.