Darum mochten Goethe und Schiller den Landschaftsgarten nicht
Goethe und Schiller bleiben die Ikonen der Deutschen Literatur. Vor 200 Jahren hatten sie den ästhetischen Diskurs geprägt, der auch noch heute Maßstäbe setzt. Trotz verschiedener ästhetischer Theorien waren sie sich darin einig: der englische Landschaftsgarten siedelt in der Gattungshierarchie der Künste auf einer unteren Stufe.

Es war Karl Jaspers, der den Begriff „Achsenzeit“ prägte und darunter eine Zeit von kulturellen Hochblüten verstand. Weimar, die Weimarer Klassik, war so ein spätes Juwel im jasperschen Sinne, eine Zeit der Genies und Allrounder. Goethe und Schiller sind beides gewesen, aber in erster Linie Menschen mit einem Gespür für ihre Zeit und einem unendlichen Drang, das Wissen zu kategorisieren und diesem in der lebendigen Gestalt der Kunst zu neuer Blüte zu verhelfen. Sie waren Genies von Weltrang, insbesondere aber für die europäische Kunst- und Kulturgeschichte. Und dennoch waren sie zwei Denker, die unterschiedlicher nicht sein konnten, die aber ihre Verschiedenheit im Freundschaftsbund besiegelten und das Gegenüber in seiner Selbständigkeit akzeptierten, tolerierten und ein Gespräch auf Augenhöhe suchten und fanden. Dass sie von verschiedenen Standpunkten aus reflektierten, war der eigentliche Reiz, der den alten Goethe stets am jüngeren Schiller faszinierte. Beide liebten die Natur, sangen Lobeshymnen auf diese, beide waren Landschaftspoeten und Gartenliebhaber. Für beide gehörten Gärten, Parks sowie die unbezähmbare Natur zum literarischen Repertoire. Und bei der Frage, welchen Rang die Gartenkunst im Rahmen der Hierarchie der Künste einnimmt, waren sie sich – trotz unterschiedlicher Denkansätze – einig.