Freunde auf Abruf
In den Revolutionen Nordafrikas liegt eine große Chance, auch für den Westen - säkulare Regierungen könnten emanzipiert auf Augenhöhe mit der EU verhandeln. Mit den Fundamentalisten ist dagegen kein Staat zu machen und daran sind nicht zuletzt wir Europäer schuld.

Das Schicksal Nordafrikas und der arabischen Welt hängt noch immer von so vielen Variablen ab, dass mehr als ein Szenario denkbar ist. Gelänge es der Muslimbruderschaft tatsächlich, an die Macht zu kommen, dann würde die selbst fundamentalistische Regierung des Iran propagandistisch Aufwind bekommen, der Radikalismus würde neue Nahrung erhalten, und Israel und dem Westen würde mit Trotz begegnet werden, denn die Ideologie der Muslimbruderschaft ist nichts anderes als eine verstädterte Form des saudi-arabischen Wahhabismus bzw. Salafismus. Interessant wird hier die Dualität Iran–Saudi-Arabien sein. Einerseits finden die Fundamentalisten beider Konfessionen immer näher zueinander, auf der anderen Seite befürchtet Saudi-Arabien die Stärkung der schiitischen Bürger in der arabischen Welt eben durch die iranische Regierung. Setzten sich die säkularen Kräfte durch, würde dies den oppositionellen Kräften im Iran, aber auch weiteren Ländern in der Region neue Zuversicht verleihen. Der Fall Bahrain zeigt jedoch, dass es auch zu direkter innerarabischer Intervention kommen kann.