Angela, es geht nicht mehr. Du musst gehen!
Es fällt einem in Ost- bzw. Mitteldeutschen Aufgewachsenen schwer, sich dieser Tage nicht an den Herbst 1989 erinnert zu fühlen, die Déjà-vus werden in allzu großer Zahl vorstellig, meint Michael Klonovsky.

Wieder wankt ein Regime, das sich im Namen des Fortschritts und des Weltfriedens wie ein gewaltiger Parasit auf das Land gelegt hat und seine Bürger aussaugt, wieder bekämpft ein "breites gesellschaftliches Bündnis" aus Politbürokraten, Blockparteifunktionären, sozialistischen Medien- und Kulturschaffenden, Lehrern, Staatspfaffen, Professoren, Kampfgruppen, Kabarettisten, Engagierten und Spitzeln die Opposition, wieder streut die Führung über die staatlich gelenkten Medien infantile Durchhalteparolen aus ("Vorwärts immer, rückwärts nimmer" = "Wir schaffen das"; "Die Partei, die Partei, die hat immer recht" = "Meine Politik ist alternativlos"). Während Merkel das Land verkommen lässt, wieder gehen unbotmäßige Bürger gegen ideologisierte Bürokraten auf die Straße, wieder werden Bürgerrechtler von Schlägern verfolgt und von Bütteln denunziert, wieder findet in Betrieben eine Jagd auf Falschmeiner und Abweichler statt, wieder ist Oppositionsverleumdung die Hauptaufgabe der Medien, wieder ist Sachsen das Herz des Widerstandes, wieder zerbricht ein autoritärer transnationaler Pakt zuerst an den freiheitsliebenden Polen und Ungarn, wobei die Ungarn diesmal eben die Grenzen gegen eine gefährliche Flut schließen, statt sie einer befreienden zu öffnen. Zu den noch nicht ausreichend gewürdigten Pikanterien unserer Tage gehört dabei, dass eine den DDR-Mauerbauern als Jugendfunktionärin Dienstbare heute erklärt, Grenzen könnten keine Menschen aufhalten.