Es geht auch ohne tote Bäume
Das Ende bedruckten Papiers mag die Zeitungsboten bedrohen, nicht aber den Journalismus. Gerade die Informationsflut im Netz macht guten Journalismus heute wichtiger denn je.

Wer noch die Bilder vom Ende der „Financial Times Deutschland“ vor Augen hat, sieht vor allem eines: lachsfarbenes Papier. Vielleicht haben wir tatsächlich eine „sinnlose, egoistische Obsession mit toten Bäumen“, wie der Zeitungsmogul David Montgomery einst meinte. Es ist ja mehr oder weniger ein historischer Zufall, dass das „Selbstgespräch der Zeit“ so lange vornehmlich auf Papier stattfand. Selbstverständlich sind Medienumbrüche oft mit unangenehmen Veränderungen für jene verbunden, die Medien machen. Als Gutenberg den Buchdruck erfand, war dies das Ende der handschriftlichen Kopierer. Man nutzte seine Erfindung vor allem dazu, Bücher nun mittels der Druckpresse zu kopieren. Erst 150 Jahre später wurde die Zeitung erfunden. Vor dem Hintergrund solch langer Zeiträume scheint es retrospektiv verständlich, dass viele Zeitungsverlage den Weg von der analogen in die digitale Welt zunächst verschlafen haben.