Die Grenzen des Wachstums
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Das Hofieren des Kapitals hätte spätestens nach der Lehman-Pleite aufhören müssen. Doch die Weltfinanzarchitektur ist auch heute weitgehend dieselbe. Die Realwirtschaft ist an den Grenzen des Wachstums, und wir müssen ein Nullsummenspiel zwischen sich wechselseitig Abzockenden ertragen.

Nach der Lehman-Pleite hätte man meinen können, damit sei das Ende der Marktgläubigkeit eingeleitet. Dieser Glaube bestand darin, dass die "Hofierung" (Hans-Werner Sinn) des Kapitals in seinen unstillbaren Renditewünschen dem Wohle aller diene. Nach einem Feuerwerk der Deregulierung der Kapitalmärkte hielt Nicolas Sarkozy nun fest: "Le laissez-faire, c'est fini." Angela Merkel wollte und will "das Primat der Politik über die Finanzmärkte" restituieren, und zwar auf der Ebene einer globalen Weltwirtschaftsordnung, da nur so eine "menschliche Marktwirtschaft" möglich sei. Recht hat sie. Von einer entsprechenden "neuen Weltfinanzarchitektur" fehlt allerdings bislang fast jede Spur. Dies liegt daran, dass die Krise unverstanden geblieben ist – als hätten sich da nur ein paar Banker im Nirwana ihrer Modelle "verspekuliert". Die Krise ist kein Problem zu großer "Risiken", sondern der Kulminationspunkt der Bemächtigung von Realwirtschaft, Gesellschaft und Politik durch die "Macht des Kapitals".