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> Das Geltungsbedürfnis von Stars

Die Promi-Beichte

Artikel vom

Boris Becker und Co., die wahren Literaten unserer Zeit. Sie beschenken uns mit unvergesslichen Ergüssen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Eine Meinung.

The European

Von Sex in der Besenkammer, über ungeliebte Team-Kollegen, bis hin zu Hasstiraden, die eindeutig unter die Gürtellinie gehen – wie produktiven Husten lassen Promis, Ex-Politiker-Gattinnen und No-Names ihre Informationen, die wir doch eh schon alle kennen oder gar nicht erst kennenlernen wollten, auf uns los, was raus muss, muss eben raus, scheint die Devise. Schön verpackt in dicken Wälzern, lächelt einem dann von Zeit zu Zeit ein gephotoshopter Promi von der Bücher-Theke entgegen. Aktuell ist es Bobbele, Bum Bum Boris, Boris Becker, der mit stahlblauem Blick gar hypnotisch zu sagen scheint: „Kauf mich, kauf mich!“

Kindergarten-Hass-Talk über Twitter
Doch auch wenn man sich erfolgreich diesen alienhaften Augen entzieht, erschrickt man prompt beim Einschalten des Fernsehers. Denn auch dort treibt der einstig gefeierte Tennis-Star sein Unwesen und mimt mit beängstigender Arroganz den Vorleser. Warum, will man schreien, lässt er olle und längst eingestaubte Kamellen auf die Menschheit los? Nein, eine Antwort habe ich darauf auch nicht, ich gehöre vielmehr zu den Schreienden. Was muss dieser Mensch für einen Hass mit sich herumtragen und von einem ungeheuer nachtragenden Wesen geplagt sein, so dass er beispielsweise seine Kurzzeit-Verlobung mit Sandy, der heutigen Alessandra Pocher, breittritt? Müsste über diesem von ihm beteuerten Ausrutscher nicht schon längst Gras gewachsen sein? Wir haben doch schon unlängst verstanden, dass er diese Fast-Heirat am liebsten aus seinem aufgequollenen Dickschädel mit höchst eigenwillig blondiertem Haar streichen möchte. Über den Kindergarten-Hass-Talk über Twitter mit Oliver Pocher möchte ich mich gar nicht erst äußern. Doch viel mehr fragwürdig als dieses abnormale Geltungsbedürfnis finde ich die negativen Äußerungen über das Ehe-Aus mit seiner Babs, schließlich wird der grandiose Patchwork-Familien-wir-haben-uns-alle-lieb-Zusammenhalt in der Öffentlichkeit allzu gern demonstriert und gepflegt. Nein, nun muss der Becker seinen Mann stehen und eine Begründung dafür liefern, warum er seine damalig schwangere Barbara mit seiner Sex-Gespielin Angela E. im stillen Kämmerlein betrog. Mit der Dame, die ja anschließend diesen brisanten Samenraub beging, erinnern Sie sich? Woraus, Schreck lass nach, Boris Beckers Abbild in Mädchengestalt resultierte. Könnte sich Herr Becker nicht damit zufrieden geben, dass sein Erbgut so dominant durchschlägt und es leider Gottes ein paar Nachkommen gibt, die ihm aus dem Gesicht geschnitten sind?
Grr, Bettina, du Wilde!
Vielleicht liegt diese ungeschickte Art von Äußerungsdrang, die unseren Vorleser Becker zum zweiten Mal überkam, auch in den Sportler-Genen? So penetrierte uns voriges Jahr schon Lodda Matthäus mit seiner Biografie „Ganz oder gar nicht“ und schüttete sein geschändetes Herz über Liebe, die ganz große versteht sich, und über Tabus im Fußball. Oder liegt es vielmehr an dem Verlangen, sich fernab der bösen Medien äußern zu müssen? Dinge klarzustellen? Sich in einem neuen Licht zu präsentieren? So wie es Bettina Wulff mit ihrer bewegenden Biografie „Jenseits des Protokolls“ versuchte, die die Leserschaft auf Amazon mit eineinhalb von fünf Sternen bewertete? Doch das Bild auf dem Cover war zugegebenermaßen schon neckisch, mit der Pose des Mädchens mit dem Perlenohrring und dann das hervorblitzende Tattoo. Grr, Bettina, du Wilde! Oder erinnern wir uns an den Fall Kachelmann, dem Wetter-Schlawiner, der durch die Medienwelt gepeitscht wurde. Das Buch von ihm und seiner Frau schien wie eine Art Befreiungsschlag auf dem Markt zu landen und regte die Gemüter zu hitzigen Diskussionen an. Im letztgenannten Fall kann ich eine Klarstellung der Sachverhalte aus eigener Sicht noch verstehen. Doch müssen Bohlen, Becker und Co. sich wirklich als Literaten der Neuzeit profilieren? Lästern kommt bekanntlich auch bei ganz „normalen Leuten“ nicht so gut an. Hier ein gut gemeinter Rat: Promi, bleib bei deinem Leisten!
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