Showdown in der Siegreichen
Die Ägypter schütteln das Joch der Despotie ab. Es ist für sie zu hoffen, dass sie nicht sogleich ein neues aufnehmen: das des Islamismus. Die Muslimbrüder haben sich schon lange als wahre Alternative zum Regime Mubarak inszeniert. Das Ende der Diktatur bedeutet noch nicht die Ankunft der Freiheit.

Als ich im Wintersemester 2003/2004 an der islamischen Universität Al Azhar in Kairo studiert habe, lag über Ägypten eine schummrige Atmosphäre, das Land war in den Klauen des Stillstands. 40 Prozent Analphabeten, hunderttausende Studenten ohne Jobaussicht, die Hälfte der Bevölkerung unter 20 Jahre – und über 20 Jahre Alleinherrschaft von Hosni Mubarak. Der Machthaber konnte sich schon damals nur mit der Unterstützung des Militärs und der "Muslimbruderschaft":http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbrüder halten. Beide spielen bei den aktuellen Entwicklungen entscheidende Rollen: Die Armeeführung hat mitgeteilt, dass die Forderungen der Opposition, der Demonstrierenden, legitim seien. Die Hauptforderung ist der Sturz Mubaraks. Während Sie diese Zeilen lesen, wird er vielleicht schon mit seiner Familie (Wir erinnern uns: Sein Sohn sollte ihm in das Amt des Staatslenkers folgen.) einen Flieger Richtung Exil besteigen. Das Militär, so viel ist sicher, wird nicht um Mubaraks willen auf die eigenen Landsleute schießen. Seine Ära ist "zu Ende":http://www.guardian.co.uk/world/2011/feb/01/hosni-mubarak-egypt-president. Die Muslimbruderschaft hat häufig still und leise an der Umsetzung von Hosni Mubaraks politischen Vorstellungen mitgewirkt. Sie hat beispielsweise den Protest der Ägypter gegen den Krieg im Irak in Bahnen gelenkt, die von der Führung noch kontrollierbar waren. Hätte die Muslimbruderschaft das einfache Volk angestachelt, wäre es sicher zu der einen oder anderen Eskalation gekommen. Im Laufe der Proteste sind immer mehr als fromme Muslime kenntliche Männer zu den Demonstrierenden am Midan Tahrir gestoßen. Die Gruppe "formiert sich":http://www.theeuropean.de/mark-t-fliegauf/5594-revolution-im-nahen-osten; es wird sehr, sehr bald um ihren Einfluss in dem neu entstehenden Staatswesen gehen.