Wolken wie Engelchen
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Eine Irin stürmt die Charts: Cecilia Ahern schreibt, was junge Frauen offenbar sehr gern lesen. Auch ihr neuer Erfolgsroman funktioniert, weil er ein Verschiebebahnhof der Konventionen ist und weil er den Raum der Gründe hinter sich lässt.

In der Welt des Unsinns gibt es wenige Herrscher, und nur wenige herrschen so dauerhaft wie die Tochter eines ehemaligen irischen Ministerpräsidenten, Cecelia Ahern. Die junge Frau ist noch keine 30 Jahre alt, doch ihre Regentschaft währt schon das siebte Jahr. Nichts spricht dafür, dass es ein verflixtes werden könnte. Wie das Debüt von 2004, “P.S. Ich liebe Dich”, hat sich auch die 2010er Novität “Ich schreib dir morgen wieder” in der Top 5 der hiesigen Verkaufsbestenliste festgekrallt. Man erkennt in jeder noch so kleinen Bücherstube die neue Ahern von Weitem. Himmelblau ist der Umschlag, rosa die Autorenzeile, weiß und in stilisierter Handschrift der Titel. So hält man es traditionell. Die Corporate Identity funktioniert. Sie verheißt jedes Mal aufs Neue einen Großmädchentraum (rosa), eine Portion Romantik, weit wie das Firmament (blau), und eine herzliche, frohgemute, rundherum unschuldige Offenheit (weiß). Offensichtlich wurde diese Verheißung stets erfüllt, Zahlen lügen nicht. Ahern liefert die sprichwörtlich leichte Lektüre für ein junges, weibliches Publikum, auf das herabzusehen mir nicht gelingen will.