Arbeit ist nicht gleich Arbeit
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Arbeit kann inspirieren und emanzipieren, kann abstumpfen und Würde nehmen. Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Über die Arbeit als Status und Daseinbserechtigung sowie die Alternative der gesellschaftlichen Wertschöpfung.

"Gut ist, was Arbeit schafft." "Arbeit integriert und verleiht Würde." Das sind populäre politische Weisheiten. Sie zeigen, welch sakralen Wert die Lohnarbeit in unserer Gesellschaft eingenommen hat. Ansonsten wäre es unmöglich, solche Stanzen unwidersprochen in die Welt zu befördern. Denn Arbeit ist nicht gleich Arbeit. Der Philosoph André Gorz hat in seinem Werk auf die Jahrtausende alte Unterscheidung zwischen schöpferischer und nicht schöpferischer Arbeit verwiesen. Während erste inspiriert und emanzipiert, vollbringt die nicht schöpferische Arbeit nichts dergleichen. Diese Unterscheidung ist wichtig. Denn in unserer Welt gibt es unendlich viel Arbeit, die mehr zerstörerisch denn schöpferisch ist. Ob am Fließband, in der Putzkolonne oder im Callcenter: Hier wird, wenn überhaupt, Wertschöpfung im ökonomischen Sinn betrieben. Das Individuum, das diese Arbeit ausführt, profitiert ideell so gut wie gar nicht. Im Gegenteil: Viele Jobs machen körperlich und seelisch kaputt, stumpfen ab und nehmen Würde.