Wir müssen viel mehr für die Umwelt tun!
In einem Offenen Brief an den Botschafter Brasiliens kritisieren die Grünen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter den Raubbau an den Tropenwäldern Brasiliens. Es ist Zeit, das Weltklima endlich zu stabilisieren!

Sehr geehrter Herr Botschafter, Die Nachricht über die Freigabe des Nationalparks Reserva Nacional do Cobre e Associados für den Bergbau hat uns erschüttert. Wertvolle und einzigartige Lebensräume, Schutzgebiete und indigenes Land laufen akut Gefahr verloren zu gehen, ganz zu schweigen von den zusätzlichen Klimaemissionen die dadurch zu erwarten sind. Die wieder ansteigende Entwaldungsrate, auf 8.000 km2 in 2016 (29% mehr als im Vorjahr) muss Anlass zur Sorge und zu einem ambitionierten Handeln für den Waldschutz sein. Brasilien - und insbesondere der Amazonas - ist für den Erhalt der Artenvielfalt und die Stabilisierung des Weltklimas ein Land von herausragender Bedeutung. Die nationalen Politiken Brasiliens in diesen Bereichen haben globale Relevanz. Auch Brasilien hat sich ambitionierte Ziele gesetzt – zuletzt im Rahmen des Klimaabkommens von Paris und unter dem Übereinkommen für biologische Vielfalt (CBD). Deshalbt ist diese Freigabe und Aufgabe von Waldgebieten für Investoren, sei es der Bergbau oder der Agrarindustrie, für uns unverständlich. Erst im Juli wurde die Landregulierung (PM759) zu Ungunsten der Wälder neu geordnet. Damals wurde auch die Fläche des Nationalwaldes Jamanxim um ca. 350.000 ha verkleinert (PL 8107/2017). Die Freigabe des Nationalparks Reserva Nacional do Cobre e Associados ist seit vielen Jahrzehnten einer der größten Eingriffe in den brasilianischen Amazonas und muss dringend verhindert werden. Auch weil bei derartigen Projekten die indigene Bevölkerung oft zu den Leidtragenden zählt. Die Kooperation zwischen Deutschland und Brasilien zum Erhalt der Tropenwälder blickt auf eine lange Zusammenarbeit bis in die 90er Jahre zurück. Seit dem Start des Pilotprogramms zur Erhaltung der brasilianischen Regenwälder auf dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro wurde die Zusammenarbeit im Bereich Wälder, Klima und biologische Vielfalt stetig ausgebaut und vertieft. Deutschland unterstützte zuletzt den Amazonien-Fonds, der die Entwaldung in Amazonien bekämpft, mit über 21 Millionen Euro und hat in Paris weitere 100 Millionen bis 2020 zugesagt. Mit der nun erfolgten Freigabe des Nationalparks sehen wir diese Kooperation von Seiten der brasilianischen Regierung einseitig in Frage gestellt. Die Wachstumsversprechen der Ausbeutung natürlicher Rohstoffe in sogenannten ‚unterentwickelten‘ Regionen haben noch nie ihre Versprechen erfüllt. Im Gegenteil, Ihre Regierung wird mit dieser Entscheidung einen der größten Schätze Ihres Landes zerstören. Wir bitten Ihre Regierung eindringlich die getroffene Entscheidung zu überdenken und darzulegen, wie andernfalls eine weitere Kooperation in den Bereichen Wald, Klima und biologische Vielfalt aussehen kann. Hochachtungsvoll,