„Wir müssen unseren freiheitlichen Lebensstil verteidigen“
Der Vorsitzende der Jungen Union Philipp Mißfelder spricht im Interview mit The European über die Herausforderung, die junge Protestparteien an die Union stellen, den Einsatz in Afghanistan sowie über ganz persönliches Familienglück. Das Gespräch führte Alexander Görlach.

*The European: Sie haben abgenommen! Liegt das am Sport oder am Stress?* Mißfelder: Dazu sage ich nichts. *The European: Sie sind Vater geworden. Hält Sie Ihre Tochter auf Trab?* Mißfelder: Privates bleibt privat. *The European: Durch Ihren familiären Zuwachs wäre das Familienministerium doch genau das Richtige gewesen, oder?* Mißfelder: Ob die soziale Kompetenz eines Ministers in diesem Ressort größer ist, wenn er selbst Familie hat, ist schwer zu beurteilen. Kristina Köhler ist noch jung und dank Ursula von der Leyens Einsatz sind die Möglichkeiten in Deutschland, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, besser geworden. Das gilt auch für Ministerinnen. Ich wünsche natürlich jedem Menschen das Glück, eigene Kinder zu bekommen. Ein so wunderbares Ereignis sollte jeder erleben. *The European: Ein Newcomer wie Frau Köhler hat natürlich nicht die gleichen Mühen durchschritten wie Sie. Wäre es nicht an der Zeit gewesen, diese Mühen zu belohnen?* Mißfelder: Kristina Köhler musste sich mühevoll ihren Weg erarbeiten und hat nichts geschenkt bekommen. Sie war lange Jahre JU-Kreisvorsitzende in Wiesbaden und im hessischen CDU-Landesvorstand. Mein Glück war es, sehr jung in Ämter bei der CDU gewählt zu werden: mit 19 Jahren in den CDU-Bundesvorstand, mit 29 Jahren in das Präsidium. *The European: Bisher war es stets Ihr Anliegen auf die Rechte der jüngeren Generation hinzuweisen. Wir haben drei Bundesminister unter 40. Ist Ihr Anliegen obsolet geworden?* Mißfelder: Es gibt jedenfalls keinen Verjüngungsbedarf. Ich habe das auch nie so gefordert. Denn Jugend allein ist kein Kriterium, um gute Politik zu machen. Frau Schwesig von der SPD zum Beispiel ist zwar jung, hat aber mit Politik für junge Menschen offenbar nicht viel am Hut. Die Politik, die sie in Mecklenburg-Vorpommern betreibt, ist vollkommen generationenungerecht. Vergleichen Sie das mit Karl-Theodor zu Guttenberg; er ist die dynamische Ikone des Neuaufbruchs in unserem Land. Wir machen als CDU und CSU Politik für junge Menschen, das Alter spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Denken Sie an Wolfgang Schäuble. Er macht nachhaltige Politik für die Jugend, er achtet dabei auf den Haushalt, und er ist der älteste Minister im Kabinett. *The European: Das Wahlergebnis hat gezeigt, dass die Piratenpartei, aber auch die FDP für junge Wähler als Protestparteien gedient haben. Hat die Junge Union an Anziehungskraft verloren?* Mißfelder: Nein. Wir haben 127.000 Mitglieder mit steigender Tendenz – gegen jeden Trend: In einer Zeit, in der Jugendorganisationen als nicht mehr als "en vogue" gelten, ist es für eine Massenorganisation wie die Junge Union ein erheblicher Erfolg, die Mitgliederzahlen stabil zu halten bzw. sie zu steigern. Es gelingt uns, trotz unserer Altersgrenze von 35 Jahren, durch die wir im Jahr 10.000 Mitglieder verlieren, zu wachsen. Wir sind größer als die Grünen und die FDP zusammen, ganz zu schweigen von deren Jugendorganisationen. Das Problem ist, wir haben ein großes Potenzial an aktiven Mitgliedern in der Jungen Union, aber nur ein Drittel davon ist auch tatsächlich in der CDU und CSU.