Mission gescheitert
Der arabische Frühling wird langsam zu einem libyschen Sommer – und der droht eine Ausnahme in der bislang erfolgreichen Serie von Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten zu werden. Dennoch wird sich das Gesicht der arabischen Welt ändern.

Das neue Gesicht des Nahen Ostens: Sprachgewandte junge Araber erklären in klarem Englisch, welche Ziele sie anstreben: den Übergang in eine westlich geprägte, moderne Gesellschaft. Sie sind überzeugt, dass sich die Demokratie in den vergangenen Monaten dauerhaft in der Region etabliert hat. Die Regimewechsel lassen diese Äußerungen durchaus glaubhaft erscheinen. Assad in Syrien und Saleh im Jemen werden Mubaraks Schicksal bald teilen. Das Königshaus in Bahrain lebt und stirbt mit der Unterstützung der Saudis. Wirklicher Wandel scheint greifbar. Die Zukunft des Nahen Ostens wird nicht von blutarmen Scheichs und sonnenbrillentragenden Generälen bestimmt, sondern von Verfassungsgremien, parlamentarischen Versammlungen und offenen Debatten über die Zukunft des jeweiligen Landes. Einzig Libyen passt nicht in dieses Schema. Der revolutionäre Führer Gaddafi agiert erratisch und weigert sich, die Regeln zweier UN-Resolutionen anzuerkennen. Wie die russische literarische Figur „Onkel Wanja“ präsidiert er über ein herabgewirtschaftetes Land im Abschwung. Gaddafi hat sich auf die Tradition und die Stammesverbünde zurückgezogen. Seiner Meinung nach ist es alleine der Wille, der das Land zusammenhält – sein eigener Wille.