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> Armee vor der Neugeburt

Wehrfreude

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Was wird nur aus unserer freiheitlichen Demokratie, wenn die Armee nicht mehr fest in der Bevölkerung verankert ist? Sie wird attraktiver: Als Arbeitgeber, als Akteur. Und sie wird ernster genommen: Als Player in einer zukunftsorientierten Sicherheitsordnung.

The European

Man hat Bundespräsident Köhler unterstellt, er favorisiere Angriffskriege, um Wirtschafts- und Rohstoffinteressen der Bundesrepublik durchzusetzen. Das hat das inzwischen zurückgetretene Staatsoberhaupt so nicht gesagt und auch nicht gemeint. Dennoch hat sich daran die Debatte entzündet, was die Bundeswehr künftig so alles treiben soll. Die Erfahrung mit dem Afghanistaneinsatz zeigt: Ein Schelm, wer denkt, unsere Armee sei nur eine Aufbautruppe im Tarnanzug. Wir, das heißt alle Deutschen, haben handfeste Interessen. Zum Beispiel, dass Strom bei uns fließt und dass Waren bei uns ankommen oder dorthin gelangen, wohin wir sie verkauft haben. Die Sicherheit solcher Unterfangen werden immer mehr uniformierte Männer und Frauen gewährleisten. Auch Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr.

Die CDU wird gegen die Abschaffung der Wehrpflicht rebellieren
Diese neuen Aufgaben fordern neue Strukturen. Die Bundeswehr ist, so wie sie in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts konzipiert wurde, heute nicht mehr tragfähig. Das liegt nicht an der Bundeswehr, sondern daran, dass sich die Welt verändert hat. Auf dem Prüfstand kommt daher alles, auch die Wehrpflicht. Es ist schon richtig, dass man sie, so wie die Kanzlerin gesagt hat, nicht einfach im Zuge einer Sparsitzung an einem Wochenende abschaffen kann. Für einen solchen Schritt muss geworben werden. Nicht zuletzt gehört das Eintreten für die Wehrpflicht zu einer Grundüberzeugung der Union. Diese kann Frau Merkel nicht einfach so abräumen, weil Geld im Etat gestrichen werden muss. Einmal mehr ginge ihre Partei auf die Barrikade.
Nicht Marginalisierung der Bundeswehr, sondern Neugeburt
Dabei ist es ganz einfach: Die Wehrgerechtigkeit ist perdu. Nur noch um die 20 Prozent eines Jahrgangs werden zum Dienst eingezogen. Die von der CDU behauptete Einbettung der Bundeswehr in die Gesellschaft gibt es daher nicht mehr. Die Truppe sollte deshalb umgewandelt werden in eine Berufsarmee. Die Bundeswehr muss dann – nach wie vor – um Nachwuchs werben. Sie kann dafür ihre Infrastruktur, die Kreiswehrersatzämter, nutzen. Die Abschaffung der Wehrpflicht bedeutet nicht die Marginalisierung der Bundeswehr, ihre Ausgrenzung aus der Gesellschaft, sondern ihre Neugeburt. Als gesellschaftliche Kraft. Angehörige der Armee gehen in die Schulen und werben um Schülerinnen und Schüler. Sie müssen mit einer klaren Ausbildungsperspektive werben, mit einem angemessenen Sold. Rekruten sollen sich für eine bestimmte Zeit verpflichten, die deutlich über den derzeitigen sechs Monaten Wehrdienst liegt, um danach eine Entscheidung für einen längeren Verbleib bei der Bundeswehr oder dagegen treffen zu können. Die Bundeswehr wird auf europäischem Boden nie wieder in einen Krieg mit einem Nachbarland ziehen, noch eine Invasion aus Russland oder einem anderen Reich abwehren müssen. Sie braucht spezialisierte Einheiten, die bisweilen auch ganz fernab von Europa gefährliche Missionen erfüllen. Die Verteidigung unserer Handelswege wird dabei sehr, sehr schnell ins Repertoire aufgenommen werden.
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