Schicksalsschwemmen
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Twitter hat das Nachrichtenbusiness verändert, jetzt geht Google Plus noch einen Schritt weiter. Die Anschläge von Oslo ließen sich multimedial und beinahe in Echtzeit verfolgen. Doch ob das immer so gut ist? Leid wird seltsam unnahbar, wenn wir dem informationellen Dauerfeuer ausgesetzt sind.

Am 22. Juli war ich bei meinem Daddy zu Besuch und habe versucht, ihn vom sozialen Netzwerk Google + zu überzeugen. Die dazugehörende Mobile-App funktioniert noch nicht einwandfrei, aber einen Einblick in das System kriegt man trotzdem. Beim Rumspielen fiel mir dann um 15.57 Uhr ein Kommentar von User Kritsanarat von Welt Online auf: _++ Massive Explosion im Regierungsviertel von Oslo ++_ Darunter stand die Eilmeldung der Agentur Reuters mit dem Bild der zerstörten Straße. Im Gegensatz zu Facebook kann man bei Google + beliebig lange Texte mit Anderen teilen, sogar mit der ganzen Welt. Ich schlug Alarm, wir schalteten den Fernseher ein und zappten wie Anfang des Jahrhunderts von n-tv über N24 zur BBC und CNN und dann zurück zu n-tv. Während Analysten im Studio und per Telefon über die möglichen Attentäter und deren Motive spekulierten, kam über Google + schon die zweite Schreckensnachricht über die Schießerei auf Utoya. Damit verabschiedete ich mich und eilte wieder nach Hause – es war nämlich nicht klar, ob DW-TV wegen der Ereignisse das Programm bis in die Nacht erweitern würde. Wenn, dann würde ich vor der Kamera stehen. Ich wollte mich für den Fall der Fälle vorbereiten.