Gipfelkönigin
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Von Davos nach Chile: Vergangene Woche reiste die Kanzlerin um die halbe Welt. Zeit zum Düpieren der Opposition blieb ihr trotzdem.

„Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest Du kaum einen Hauch“ dichtete im September 1780 Johann Wolfgang Goethe in „Wandrers Nachtlied“. 233 Jahre später stürmen Politik- und Wirtschaftseliten aus vieler Herren Länder von einem Gipfel zum nächsten. Ganze Heerscharen debattieren lauthals in einem aufgeregten Gebirgsmarathon die Verflechtung der globalisierten Welt und suchen verzweifelt den archimedischen Punkt, der alles im Innersten zusammenhält und von dem aus sich mit einem Schlag die gordischen Knoten der verflochtenen Krisen lösen lassen. Doch des Dichters Verheißung, die er in Vorstudien zu dem Poem mit Sehnsucht nach einem „süßen Frieden“ – weil des aufreibenden „Treibens müde“ – als ersehntes Resultat von aller „Qual, Schmerz und Lust“ herbeiwünschte, stellt sich nicht ein. „Die Vögelein“ schweigen nicht. Nicht mal „im Walde“ kehrt „Ruh“ ein.