Muslimbrüder im Sinkflug
Die Muslimbrüder verlieren in den Umfragen kurz vor den Wahlen in Ägypten an Rückhalt. Jetzt läuft alles auf ein Duell zwischen dem ehemaligen Mubarak-Minister Amr Mussa und dem moderat-religiösen Abul Fotuh hinaus.

Vor wenigen Monaten noch undenkbar, heute Realität: die Popularität der Muslimbrüder ist gesunken, die Organisation innerlich zerrissen und auch die Umfragewerte liegen am Boden. Die Aussichten auf einen Sieg in den Präsidentschaftswahlen sind gering. Was ist passiert und wer wird die Wahlen nun gewinnen? Am Sonntag gab die salafistische Nour-Partei, also dieselbe Partei, die in den Parlamentswahlen etwa 25 Prozent der Sitze gewonnen hat, überraschend bekannt, dass sie nicht den Präsidentschaftskandidaten der Muslimbruderschaft, Mohamed Morsi, sondern den moderat-islamischen Abdel Moneim Abul Fotuh unterstützen wird. Auch andere salafistische Organisationen folgten diesem Schritt. Das ist bemerkenswert, da Morsi den extrem-konservativen Salafisten ideologisch weit näher steht als der auch bei den eher säkulareren Revolutionären beliebte Abul Fotuh. Dahinter steckt einerseits die Einschätzung, dass Abul Fotuh der stärkste religiöse Kandidat sein dürfte, aber auch das Misstrauen vieler Salafisten gegenüber den Bestrebungen der Muslimbrüderschaft, nahezu alle politischen Machtzentren, also Parlament, Verfassunggebende Versammlung, Regierung und das Präsidentenamt, für sich zu beanspruchen.