Ratlosigkeit im Mare Nostrum
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In den zwei Jahren seit der Gründung der Union für das Mittelmeer ist wenig passiert. Die Begründung für ein erneutes Verschieben des Mittelmeergipfels ist der anhaltende Nahostkonflikt. Doch sollte die EU inzwischen nicht genug Erfahrung gesammelt haben, um dessen Störpotenzial verringern zu können?

Es war ein Auftritt ganz nach seinem Geschmack: Mit großem Pomp betrieb der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy im Juli 2008 die Gründung der Union für das Mittelmeer. Bereits 1995 hatte sich die Europäische Union vorgenommen, ihre Zusammenarbeit mit den Nachbarländern im Mittelmeerraum im Rahmen eines Barcelona-Prozesses auszubauen. Dies war den EU-Ländern allerdings bis dato mehr schlecht als recht gelungen. So lässt sich erklären, warum sich Sarkozy mit seinem viel kritisierten "Neuanlauf“ durchsetzen konnte: Barcelona brauchte dringend einen neuen Impuls. Die Mittelmeerunion wurde 2008 in Anknüpfung an den Barcelona-Prozess gegründet, ohne dass allerdings die Probleme der ersten Dekade der europäischen Mittelmeerpolitik im Grundsatz erkannt und konzeptionell überwunden wurden. Es wurden zwar neue Institutionen und eine Co-Präsidentschaft geschaffen und der Teilnehmerkreis wurde deutlich ausgeweitet. Entscheidende Konstruktionsfehler der Mittelmeerpolitik, darunter das Störpotenzial des Nahostkonflikts, wurden aber nicht angegangen. Kein Wunder, dass sich seit 2008 wenig getan hat. Die Mitglieder der Mittelmeerunion haben sich zunächst monatelang in den Aufbau neuer Strukturen verbissen – völlig absehbar. Erst seit Frühjahr 2010 hat die Union einen Generalsekretär, der das neue Sekretariat in Barcelona leitet. Die institutionellen und finanziellen Aufbauarbeiten sind aber immer noch nicht abgeschlossen. Erst vor Kurzem wurde der für November 2010 geplante Mittelmeergipfel zum zweiten Mal abgesagt – offiziell erneut wegen der anhaltenden politischen Blockade durch den Nahostkonflikt.