Nichts als die Wahrheit
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Einer der bekanntesten Blogs zum Arab Spring hat sich als Fälschung herausgestellt - und alle Nachrichtenagenturen sind darauf hereingefallen. Dem Journalismus fehlt oftmals das Handwerkszeug, um Berichterstattung in Echtzeit mit dem eigenen Qualitätsbekenntnis zu vereinbaren.

Was zählt als Journalismus? Dass René Pfister der diesjährige Henri-Nannen-Preis aberkannt wurde, ist sicherlich nicht als Kritik an der Qualität seines Textes über Horst Seehofer zu verstehen, sondern als Versuch der Verteidigung allgemeiner journalistischer Qualitätsstandards: Kolportieren, so die „Taz“, "ist eben nicht gleich Reportieren":http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/wie-gewonnen-so-zerronnen/. Dem Journalisten, so ließ sich aus der Mitteilung des Preiskomitees herauslesen, sollte es um die Abbildung von Realitäten gehen, nicht um deren effektorientierte Inszenierung. Der Journalismus ist in dieser Hinsicht eine konservative Zunft: Quellen müssen gegeneinander abgeglichen werden, die Herkunft von Informationen sollte offen ersichtlich sein, Authentizität allein ist schon gar nicht hinreichend als Qualitätskriterium der schreibenden Zunft. Dem Journalismus geht es um Akkuratheit, um eine faktengetreue Abbildung der Realität. „Comment is free, but facts are sacred“, wie die britische Zeitung „The Guardian“ in ihren Redaktionsstatuten schreibt.