Identitätskrise Ost
Die deutsche Einheit entsprang auf den Straßen von Leipzig und in den Zellen von Bautzen. Sie ist auch heute noch ein Vermächtnis des Volkes, das sich mutig der SED-Diktatur entledigte. Doch warum sehen sich dann gerade Ostdeutsche nicht als vollwertige Bundesbürger?

Bei der Lektüre von Umfragen über die Mentalitäten in Ost und West fällt sofort ein Unterschied ins Auge: Wer im Westen der Republik aufgewachsen ist, versteht sich als Bundesbürger, Ostdeutsche hingegen definieren sich explizit als Ostdeutsche. Sicher, auch der Westdeutsche kennt einen identitätsstiftenden Heimatbezug, aber dieser ist eher landsmannschaftlich geprägt; nur die Ostdeutschen verorten sich statt in der heimatlichen in der politischen Geografie. Die Identität als Ostdeutscher ist eng verbunden mit der Identität als Opfer.