Die Valdai-Konferenzen sind die wichtigsten geopolitischen Diskussionsrunden Russlands. Auch in diesem Jahr hat der russische Staatschef eine Rede gehalten, in der er mit dem Westen erneut abrechnet.
Zur Migrationsfrage sagte er: “Die gegenseitige Vermischung der Völker ist zweifellos bereichernd. Offenheit erweitert den Blick und ermöglicht ein anderes Verständnis der eigenen Tradition. Dieser Prozess sollte jedoch organisch sein und geht nicht schnell.”
Zur Geschlechterfrage betonte er: “Irgendwer in den westlichen Ländern ist davon überzeugt, dass die aggressive Auslöschung ganzer Seiten der eigenen Geschichte, die „umgekehrte Diskriminierung“ der Mehrheit zugunsten von Minderheiten oder die Forderung, das übliche Verständnis von so grundlegenden Dingen wie Mutter, Vater, Familie oder sogar dem Unterschied zwischen den Geschlechtern aufzugeben, dass das ihrer Meinung nach Meilensteine der Bewegung zur sozialen Erneuerung sind.” Und der merkt an: Die Debatte über die Rechte von Männern und Frauen ist in einer Reihe von westlichen Ländern zu einem völligen Hirngespinst geworden.
Zum Thema Gender betont er: “Der Kampf für Gleichheit und gegen Diskriminierung wird zu einem aggressiven Dogma am Rande der Absurdität, wenn die großen Autoren der Vergangenheit – zum Beispiel Shakespeare – nicht mehr in Schulen und Universitäten gelehrt werden, weil sie, ihre Ideen, wie man glaubt, rückständig sind. Die Klassiker werden für rückständig erklärt, da sie die Wichtigkeit von Gender oder Rasse nicht verstehen.” Und der fügte hinzu: “Hollywood schreibt vor, wie ein Film sein und wovon er handeln soll, wie viele Figuren welcher Hautfarbe oder welchen Geschlechts darin vorkommen sollen. Das ist schlimmer als die Agitations- und Propagandaabteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.”
Zu Cancel Culture merkt er an: “Sich dem Rassismus entgegenzustellen, ist eine notwendige und edle Sache, aber in der neuen „Cancel Culture“ wird daraus eine „umgekehrte Diskriminierung“, also ein umgekehrter Rassismus.”
Im westlichen „Neusprech“ sieht der russische Staatspräsident letztendlich eine Renaissance des sowjetischen Kulturregime der 1920er Jahre hervorbrechen. “Die Eiferer der neuen Ansätze gehen so weit, dass sie diese Begriffe selbst abschaffen wollen. Diejenigen, die zu sagen wagen, dass es Männer und Frauen gibt und dass das eine biologische Tatsache ist, werden regelrecht geächtet. „Elternteil Nummer eins“ und „Elternteil Nummer zwei“, „gebärender Elternteil“ anstelle von „Mutter“, ein Verbot der Verwendung des Begriffs „Muttermilch“ und dessen Ersetzung durch „menschliche Milch“ – damit sich Menschen, die sich über ihr eigenes Geschlecht nicht sicher sind, nicht aufregen.”