Für einen erneuten Lockdown gibt es keine Indikation
Es gibt einen realen Anstieg nach eine Minimum im Sommer, so der Tübinger OB Boris Palmer. "Durchaus also gute Gründe, einem weiteren Anstieg entgegenzutreten. Aber eben maßvoll. Für einen erneuten Lockdown gibt es keine Indikation."

In nahezu allen Zeitungen findet man die rote Kurve. Die Zahl der täglich gemeldeten positiven Laborbefunde. Die Legende, es handle sich um die täglichen Neuinfektionen, ist definitiv falsch. Einerseits sind die falsch positiven Befunde dabei und nicht zu erkennen. Andererseits fehlen die nicht durch ein Labor bestätigten Infektionen. Die Dunkelziffer der weitgehend symptomfreien Infektionen ist erheblich. Noch dazu ist die Kurve im Zeitverlauf nicht vergleichbar, weil die Zahl der Tests dramatisch zugenommen hat (von 100.000 in KW 11 auf 1,1 Mio. In letzter Zeit pro Woche). Eigentlich dürfte so eine Kurve nirgendwo gezeigt werden, weil sie grob irreführend ist.
Ich habe mal eine genau so falsche Kurve gezeichnet, die aber den Verlauf der Pandemie deutlich besser darstellt (blau). Die Zahl der positiven Laborbefunde wird dabei um den Anteil der positiven Befunde korrigiert. Je größer der Anteil der positiver Befunde, um so größer auch die Dunkelziffer, so die Hypothese. Wenn man es auf diese Weise normalisiert, sieht man sehr klar: Der aktuelle Wiederanstieg ist weit weg vom Maximum der Pandemie im April. Eine wesentliche Erklärung, warum wir in den Intensivstationen im Frühjahr viele Patienten hatten und jetzt immer noch sehr wenige.
Man sieht aber auch: Es gibt einen realen Anstieg nach eine Minimum im Sommer. Durchaus also gute Gründe, einem weiteren Anstieg entgegenzutreten. Aber eben maßvoll. Für einen erneuten Lockdown gibt es keine Indikation.