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Gesellschaft & Kultur > So gut sind Umfragen wirklich

Umfragen sind besser als ihr Ruf

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Ob bei Trump, Brexit oder bei mancher Landtagswahl im Osten: Meinungsforscher lagen mit ihren Prognosen gefühlt häufig daneben. Tatsächlich aber sind sie erstaunlich zuverlässig.

Der überraschende Ausgang des Brexit-Referendums von 2016 und die Trump-Wahl im gleichen jähr gelten als klasssische Beispiele für das vermeintliche Versagen von Umfrageinstituten. Auch bei der letztjährigen Nationalratswahl in Österreich oder bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland lagen die Umfragen gefühlt weit von den Ergebnissen entfernt. Unter Rechts- wie Linkspopulisten wird das Misstrauen in die Institute kultiviert - AfD und die Linkspartei fühlen sich demoskopisch systematisch klein gerechnet.

 

Dabei zeigt ein Blick in die Datenlage der meisten Wahlen, dass die Demoskopen viel besser sind als ihr Ruf. Die Süddeutsche Zeitung hat in einer Datenanalyse folgendes ermittelt: Bei allen Umfragen zu Landtags- und Bundestagswahlen seit dem Jahr 2000, die innerhalb eines Jahres vor dem Wahltag erschienen sind, lag der mittlere Fehler im Durchschnitt bei 2,4 Prozentpunkten. In den letzten Wochen vor dem Wahltag nimmt die Verlässlichkeit deutlich zu. 14 Tage vor der Wahl sinkt der mittlere Fehler auf 1,6 Prozentpunkte.

 

Die relativ hohe Treffergenauigkeit ist bemerkenswert, weil Wahlumfragen unter zusehends <wbr />schwierigen <wbr />Umständen entstehen: Bei Telefonbefragungen nimmt die Teilnahmebereitschaft seit Jahren ab. Die Bindung vieler Wähler an eine Partei - und damit die Prognose-Sicherheit - schwindet deutlich. Obendrein ist die Parteienlandschaft bunter und zerklüftet. Stimmungsschwankungen schlagen schneller auf das Wahlverhalten durch. Trotzdem gibt es kein Trend sinkender Treffergenauigkeit. Zu diesem Ergebnis kommen auch Wissenschaftler einer Studie der Universitäten Southampton und Texas, die in der Zeitschrift Nature Human Behauviour veröffentlicht wurden. 

 

In Deutschland speist sich die aaktuelle Skepsis an den Instituten vor allem aus der Erfahrung er vergangenen Bundestagswahl. 2017 sagten die großen Meinungsforschungsinstitute  das Wahlergebnis nur ungenau voraus. Den gewaltigen Stimmenverlust der Union prognostizierte kaum ein Institut. Die AfD wurde abermals unterschätzt. Zwar wurden große Stimmungstrends durchaus erkannt, bei SPD und FDP lag man erstaunlich präzise. Der Erdrutsch der Union aber wurde nicht im Realen Ausmaß diagnostiziert  Im Mittel der sechs großen Institute (Allensbach, Emnid, Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, GMS und Infratest dimap) lagen CDU/CSU unmittelbar vor dem Wahlwochenende zwischen 36 und 37 Prozent. Die AfD wurde durchschnittlich bei 11 Prozent taxiert. Einzig die kleineren Institute Insa und Campo-Data haben den Last-Minute-Swing in ihren Umfragedaten klar abgebildet. Bei beiden Instituten wurden 13 Prozent für AfD vorhergesagt. Bei der SPD hingegen sagten fast alle Institute das historisch schlechte Ergebnis gut voraus. Hier lagen Insa, Infratest und Campo-Data am besten

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