Impfstatus per Post senden: Was in manchen Gesundheitsämtern passiert, ist unbegreiflich
In der Pandemie-Bekämpfung beruht alles darauf, dass die verantwortlichen Ministerpräsidenten und Experten im Bund verlässliche Daten haben. Doch beim Datensammeln hapert es. Von Oliver Stock.

In der Pandemie sind Zahlen die Grundlage für Entscheidungen. Die Politiker aus Bund und Ländern haben am Freitag Inzidenzzahlen gewichtet und auf die Hospitalisierungen geschaut, sie haben Impfdurchbrüche zur Kenntnis genommen und Impfquoten gewälzt.
Verlassen haben sie sich dabei zu einem großen Teil auf das, was von den rund 300 Gesundheitsämtern in Deutschland weiter gemeldet wird. Hier ist allerdings Vorsicht angebracht. In den Ämtern, aber auch bei den übergeordneten Behörden bis hin zum Gesundheitsministerium funktioniert nicht immer alles so, wie es soll. Die haarsträubendsten Fälle sehen so aus:
Übermittlung ans Gesundheitsamt bitte nur per Post
Ein alteingesessener Zahnarzt in Hannover berichtet von den Dokumentationspflichten, die ihm das örtliche Gesundheitsamt auferlegt. Alle zwei Wochen muss der Impfstatus der Praxis ans Amt gemeldet werden – und zwar per Brief und Post. „Ich hätte noch ein Fax im Keller gehabt, aber das geht auch nicht“, klagt der Arzt. Das auszufüllende Dokument immerhin gibt es im Internet, allerdings nicht beim Gesundheitsamt, sondern bei der Zahnärztekammer.
Es geht um den Impfstatus der Mitarbeiter, der Patienten und der Besucher, die sie begleiten. „Ursprünglich wurde auch nach dem Impfstatus des Paketboten gefragt, das hatte sich aber nach einigen Wochen erledigt“, berichtet der Zahnarzt. Welchen Sinn die Dokumentation hat, weiß er nicht, weil sie aus Datenschutzgründen bei Patienten und Besuchern ohne Namen stattfinden muss. Die Zahnärztekammer hat inzwischen Listen erstellt, die über die Praxis der Gesundheitsämter in Niedersachsen Auskunft geben sollen. Ergebnis: Jede Gemeinde leistet sich eine eigene Vorgehensweise. Mal muss aktiv gemeldet werden, mal nur auf Anforderung. Mal genügt eine Mail, und mal geht es nur mit Brief und Porto.
Zuhause getestet wird nur, wer dort auch gemeldet ist
Aus Berlin berichtet ein Paar, das sich über Weihnachten infiziert hat, von einem besonders denkwürdigen Auftritt der örtlichen Gesundheitsbehörden-Vertreter. Das Paar hatte für eine Woche Besuch von Sohn und Tante, so dass nicht zwei, sondern vier Menschen für ein paar Tage unter einem Dach wohnten. Nach mehreren positiven Selbsttests informierte das Paar die Gesundheitsbehörde, die unverzüglich zwei Mitarbeiter entsandte, um per PCR-Test eindeutig einen Befund festzustellen.
Allerdings wurde nur das Paar getestet, Sohn und Tante nicht. Begründung: Nur diese beiden seien in dem Haushalt gemeldet. Deswegen könne die Behörde nicht mehr als zwei offizielle Tests vornehmen. Natürlich hatten sich alle vier angesteckt – sie sind inzwischen übrigens wieder wohlauf.
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