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Gesellschaft & Kultur > Negativ-Campaining: SPD-Chef stichelt bei „Markus Lanz“ gegen Laschet

Walter-Borjans: „Armin Laschet ist ein Risiko für Deutschland“

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SPD-Chef Norbert Walter-Borjans fährt bei „Markus Lanz“ die falschen Geschütze gegen CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet heraus. Damit tut er weder sich noch seiner Partei auf den letzten Metern im Wahlkampf keinen Gefallen. Ein Kommentar von Stefan Groß-Lobkowicz.

SPD-Chef Norbert Walter Borjans, Quelle: Shutterstock
SPD-Chef Norbert Walter Borjans, Quelle: Shutterstock

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans ist eine Mischung zwischen Teddybär und unaufgeregten Langweiler, eher Kaufhausvertreter als Machtpolitiker. Borjans versprüht den milden Charme einer Schlaftablette. Doch wenn es um CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet und Scholz' Gegenspieler geht, wird selbst aus dem gebürtigen Krefelder eine Waffe. Im Wahlkampfendspurt bei „Markus Lanz“ zeigte sich der Sozialdemokrat jetzt kämpferisch. „Armin Laschet ist ein Risiko“, so der 69-Jährige.

Zu Hochform lief Walter-Borjans gestern bei „Markus Lanz“ auf und spielte das Negativ-Campaining der SPD gegen den einstigen Koalitionspartner in die nächste Runde. Laschet degradierte er zum Schreckgespenst eines CDU-Kanzlers und betonte: „Wenn Deutschland einen Armin Laschet zu Putin schickt, würde ich nicht ruhig schlafen“. Noch tiefer in die Klaviatur griff Walter-Borjans dann, als er dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westphalen eine pausenlose Strategieänderung vorwarf. Laschet sei von Panik getrieben und das ist eine Art politische Charakterschwäche. „Er hat keine einheitlich geradlinige Strategie. Und das ist das Risiko für Deutschland“, so der SPD-Chef. Und er setzt noch einen drauf: Wenn Laschet als deutscher Bundeskanzler auf den Bühnen dieser Welt verhandle, „dann weiß ich, wo mir bange ist.“ Ausgerechnet Walter-Borjans, der oft ungeschickt, tapsig und so gar nicht weltmännisch agiert, wirft Laschet vor, dass dieser „in jeder Stresssituation den Stresstest nicht besteht.“

Im eher langweiligsten, aber darum wahrscheinlich spannendsten Wahlkampf der letzten Jahre ist die SPD mit ihrem umstrittenen Matroschka-Werbespot Anfang August gegen die CDU kräftig unter die Gürtellinie gefahren. Zurecht galt die Kampagne im US-amerikanischen Stil als Tabubruch. Damals wurden Laschets Hintermänner, Hans-Georg Maaßen oder auch Nathanael Liminski, Leiter der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, als extreme Köpfe vorgeführt, die Konfession eines seines engsten Mitarbeiters und Wahlkampfleiters verballhornt und als erzkonservativ abgetan. Dass Walter-Borjans hier nicht unbeteiligt war, hat er bei „Lanz“ selbst zugegeben. Und die berechtigte Frage bleibt: Macht man so Wahlkampf, indem man religiöse Überzeugungen angreift?

Es ist schon ein wenig geschmacklos wie der SPD-Chef den NRW-Ministerpräsidenten auf das Korn nimmt und verrät zugleich viel über den Kritiker selbst. Walter-Borjans hat sich mit seinem „Negative Campaigning“ das so im deutschen Wahlkampf nicht üblich ist, keinen Gefallen getan, seiner Partei noch weniger. Vom britischen Premierminister Winston Churchill (1874-1965) stammt jener kluge Satz: „Die Freiheit der Rede hat den Nachteil, dass immer wieder Dummes, Hässliches und Bösartiges gesagt wird.“ Das gilt leider auch für den SPD-Chef.

Schon im christlichen „Alten Testament“ findet sich die geflügelte Textstelle: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer mit Steinen wirft, wird selbst getroffen! Dies scheint sich auf den letzten Metern im Wahlkampf zu bewahrheiten, denn Armin Laschet rückt wieder näher in den Umfragen an die SPD heran. Ob Walter-Borjans' destruktive Kritik positiver Nährboden für eine mögliche Ampel sein kann, muss der Politiker vor sich und seinem Gewissen ausmachen.

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